Mexiko, ein Land im wirtschaftlichen Höhenflug

Internationale Freihandelsabkommen, die Nähe zu den USA und gezielte Investitionen in Bildungs- und Struktur­programme bescheren in Mexiko vielen Branchen einen Aufschwung. Immer mehr Unternehmen denken mittlerweile darüber nach, ihre Produktionsstandorte von China nach Mexiko zu verlagern. Peter Weber Merkel liefert Innenansichten dazu.

Ich bin seit 25 Jahren in der mexikanischen Versicherungsbranche tätig und leite als Professional Insurance Advisor und zertifizierter Risk Manager den internationalen Bereich bei Protección Dinámica, Agente de Seguros y de Fianzas, S.A. de C.V, einem der Top 10 Insurance Broker in Mexiko. Protección ist ein in 2. Generation eigentümergeführtes Unternehmen und seit knapp 70 Jahren in der Risiko- und Versicherungsberatung tätig. Ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit liegt in der Beratung und Betreuung internationaler Unternehmen. Viele unserer Klienten sind ausländische Konzerne, die Tochtergesellschaften (häufig mit Produktionsstandorten) in Mexiko angesiedelt haben. Und wenn man den Prognosen glauben darf, wird künftig genau dieser Sektor Mexiko ein Jahrzehnt des Wirtschaftswachstums bescheren.

Platz 16 der größten Volkswirtschaften

Laut einem neuen Index des World Travel and Tourism Council (WTTC) ist Mexiko eines der 10 meistbesuchten Länder der Welt. Zudem ist unser Land ein großer Binnenmarkt mit 130 Millionen Einwohnern. Mexiko gehört zu den 16 größten Volkswirtschaften weltweit. Sie ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in Lateinamerika, die über solide makroökonomische Rahmenbedingungen verfügt. Insbesondere unsere vielen Freihandelsabkommen – u.a. auch mit der EU, den USA und Kanada – bieten beste Voraussetzungen für eine offene Handels- und Investitionspolitik.

Nearshoring = Chance für Land und Unternehmer

Der größte Wettbewerbsvorteil unseres Landes ist die geografische Nähe zu den USA und das nordamerikanische Freihandelsabkommen United States-Mexico-Canada-Agreement (USMCA). Mexiko ist daher schon jetzt führend im Bereich des lateinamerikanischen Nearshorings.

Zusätzlich veranlassen die multiplen Lieferketten-Störungen der vergangenen Jahre, Unternehmen, ihre Produktionen von Asien nach Mexiko zu verlagern. Auch alle namhaften deutschen Autobauer und viele KFZ-Zulieferer sind mit Standorten hier vor Ort. Mit 3,1 Millionen produzierten Autos im Jahr liegt Mexiko weltweit bereits an der 7. Stelle der Automobilhersteller, nur knapp hinter Deutschland. Im Fahrzeugteilebau ist es bereits die Nr. 4 weltweit.

Die mexikanische Regierung hat es sich zur priorisierten Aufgabe gemacht, in Bildungs- und Strukturprogramme zu investieren, die speziell auf die Bedürfnisse des industriellen Fertigungssektors zugeschnitten sind. Das heißt, Unternehmen, die sich in Mexiko ansiedeln, können auf gut ausgebildete Arbeitskräfte – vor allem in der Technologie – bauen. Die vergleichsweise geringen Lohnkosten liegen inzwischen sogar unter jenen von China.

Viele Unternehmen haben diese Chance erkannt und Anfang 2023 Nearshoring-Investitionen in Mexiko in Höhe von insgesamt rund 2,5 Milliarden US-Dollar angekündigt (Datamétrica-Aporta). Als Handelspartner der USA liegt Mexiko knapp hinter China an 2. Stelle.

Auch die Versicherungsbranche gewinnt
weiter an Bedeutung

Mexiko hat sich auch als einer der wichtigsten Marktführer im Versicherungsgeschäft Lateinamerikas positioniert, einem Markt, der in den letzten Jahren trotz des globalen wirtschaftlichen Umfelds gewachsen ist. Zudem gab es im Versicherungssektor Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Diese zielen darauf ab, Dienstleistungen und Rechenschaftspflichten zu verbessern, Risiken zu reduzieren und die Zahlungsfähigkeit der Risikoträger zu gewährleisten, um dadurch Insolvenzen zu vermeiden. Die Bemühungen, Technologien zu implementieren, InsureTechs zu schaffen und sich an die neuen Bedürfnisse der Kunden anzupassen, waren ebenfalls erfolgreich. 

Fast drei Jahre nach Ausbruch von Covid-19 zählt die Corona-Pandemie – wie 2005 der Hurrikan Wilma –
zu den größten Versicherungsschäden in der Geschichte des Landes, mit hohen Schadenleistungen, auch in Life Segmenten wie Kranken- und Lebensversicherungen.

Fast drei Jahre nach Ausbruch von Covid-19 zählt die Corona-Pandemie – wie 2005 der Hurrikan Wilma –
zu den größten Versicherungsschäden in der Geschichte des Landes, mit hohen Schadenleistungen, auch in Life Segmenten wie Kranken- und Lebensversicherungen.

Protección Dinámica, Agente de Seguros y de Fianzas, S.A. de C.V ist GrECo nova Partner in Mexiko.

Peter Weber

Peter Weber, CRM

International Director
Protección Dinámica, Agente de Seguros y de Fianzas, S.A. de C.V.

T +52(55) 54470450 (24/7)

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Versicherung in der Ukraine aktuell: Geldtransfer zwischen Versicherern und Rückversicherern wieder möglich

Insgesamt ist die Versicherungskapazität auf dem lokalen Markt nach wie vor eher gering. Seit Anfang dieses Jahres gibt es keine Deckung mehr für SRCC, Terrorismus und Sabotage.

Am Tag des Ausbruchs des Krieges in der Ukraine, dem 24. Februar 2022, verhängte die ukrainische Regierung das Kriegsrecht über das Land, was unter anderem bedeutete, dass Geldtransfers auf eine sehr kleine Anzahl von Transaktionen beschränkt wurden. Die Absicht dahinter war, eine Liste von Dienstleistungen und Produkten zu erstellen, die nur für den kritischen Importbedarf bestimmt sind, und die ukrainische Währung vor Spekulation und Abwertung zu schützen. Die internationalen Überweisungen aus der Ukraine wurden gestoppt, was dann zu einem Fehlen der Rückversicherung und einer Reduzierung der lokalen Versicherungskapazitäten führte.
 
Im Jahr 2022 wurde die Liste der kritischen Importe überprüft und erweitert, und nun hat die Nationalbank der Ukraine (NBU) diese Politik durch einen Beschluss vom 14. Februar 2023 überarbeitet, um Geldtransfers im Finanzsektor zu ermöglichen.
 
Jeder lokale Versicherer muss nun die Genehmigung für den Transfer von Prämien- und Schadenzahlungen neu beantragen; der Versicherer wird dann von der NBU als zugelassenes Unternehmen gelistet.
 
Die Zulassung wird dabei Versicherern erteilt, die nicht gegen die seit Beginn des Krieges geltenden strengen Geldtransfer- und Sonderwirtschaftsmaßnahmen verstoßen haben. Versicherungsunternehmen in der Ukraine müssen ihre Eigentumsverhältnisse, Solvabilitätskriterien, Kapitalausstattung und Risikogeschäfte in voller Transparenz darlegen und die gute Reputation des Unternehmens und seiner Eigentümer und Manager nachweisen. Der Geldtransfer wird an ausländische Rückversicherer mit einem Rating von mindestens “A3” (Moody’s), “A-” (Standard & Poor’s), “A-” (Fitch Ratings), “A-” (A.M. Best) möglich sein.
 
Es kann jedoch nicht gesagt werden, dass diese neuen Transfermöglichkeiten zu einem erneuten Interesse “westlicher” Versicherer und Rückversicherer führen, Kapazität für ukrainische Risiken anzubieten. Bestehende Rückversicherungsverträge werden zwar eingehalten und lokale Versicherer bis zu einem gewissen Grad unterstützt, aber die Marktmeinungen deuten darauf hin, dass die “westlichen” Rückversicherungsmärkte aufgrund der offenen Kriegssituation weiterhin zögern werden, sich in der Ukraine zu engagieren.
 
Die neuesten verfügbaren Daten zum ukrainischen Versicherungsmarkt aus dem 3. Quartal 2022 zeigen einen Rückgang von 21,4 % in der Nichtlebensversicherung und von 13,85 % in der Lebensversicherung, was zu einem Gesamtprämienvolumen von 25 Mrd. UAH (625 Mio. EUR) in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres führte.
 
 
Wir werden Sie regelmäßig über alle neuen Entwicklungen auf diesem Markt informieren.

Andreas Krebs

Andreas Krebs

Head of Insurance Mediation Services

T +43 5 0404 229

Andreas Krebs

Tetyana Mieshkova

GrECo / MAI Ukraine

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„Nur auf eine Karte zu setzen, reicht nicht aus!“ – Interview mit Georg Knill

Jürgen Spari, Regional Manager Steiermark bei GrECo, sprach mit Georg Knill, dem Präsidenten der Industriellenvereinigung, über die Herausforderungen der Energiewende für die Industrie und über die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die heimischen Unternehmen.

SPARI: Die österreichische Industrie steht vor der großen Herausforderung, den Umstieg auf erneuerbare Energien zu schaffen. Sehen Sie die Energiekrise, angefeuert durch den Ukraine-Krieg, als Bedrohung für die heimische Industrie und ihre Nachhaltigkeitsziele oder als Chance für eine Beschleunigung technologischer Entwicklungen bzw. für einen schnelleren Wandel?

KNILL: Der Krieg in der Ukraine hat uns unsere Abhängigkeit von russischem Gas schmerzvoll vor Augen geführt. Würden die Gaslieferungen aus Russland von heute auf morgen gestoppt werden, würden wir eine Katastrophe von noch nicht abschätzbarem Ausmaß erleben, denn die Industrie, wie auch die gesamte Wirtschaft, braucht Erdgas – und das noch mehrere Jahre. Der entsprechende Transformationsprozess, um unsere Klima- und Energieziele 2030 und 2040 zu erreichen, ist bereits eingeleitet, braucht aber seine Zeit. Die aktuelle Unsicherheit rund um die Energieversorgung hat zu einem stärkeren Bewusstsein in der Bevölkerung geführt und somit einige Prozesse beschleunigt. Jedoch muss uns auch klar sein, dass Ressourcen, die nun in die Bewältigung dieser Krise fließen, vielleicht im späteren Verlauf nicht in die Transformation investiert werden können.

SPARI: Stichwort Lieferketten. Was lehrt die aktuelle Krise mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs die Industrie? Mit welchen Maßnahmen soll sie den Störungen bei Liefer- bzw. Wertschöpfungsketten entgegenwirken? Ist Nearshoring dabei ein Thema?

KNILL: Die Partizipation am Welthandel ist für Österreich ein entscheidender Faktor für Wohlstand und Beschäftigung, denn die heimische Exportquote beträgt 59 % des BIP. Der internationale Handel hat
sich nach dem Covid-Jahr 2020 nicht nur vollständig regeneriert, er war auch 2021 höher als 2019 so auch der österreichische Außenhandel. Die Globalisierung findet also nach wie vor statt. Es braucht jedoch eine weitere Diversifikation der Handelspartner, denn nur auf eine Karte zu setzen, ist nicht ausreichend. Diese Erkenntnis haben wir bereits in der Covid-Pandemie gewonnen und nun wird sie uns durch die Auswirkungen
des Ukraine-Kriegs wieder vor Augen geführt. Dies soll keinesfalls ein Abgesang der Globalisierung sein, ganz im Gegenteil, das ist ein Appell an unsere Handelspartner, klug und strategisch auszuwählen. Hierzu braucht es insbesondere weitere EU Handelsabkommen wie Mercosur oder Abkommen mit Australien und den USA. Allein durch EU-Exporte in Drittstaaten werden in Österreich insgesamt 772.000 Jobs gesichert. Nearshoring kann unter bestimmten Umständen und in manchen Branchen sinnvoll sein – das hängt aber von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, wie der Branche, dem jeweiligen Unternehmen oder der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Arbeitskräften.

SPARI: Aufgrund der vielfältigen Herausforderungen und gefühlt immer häufiger auftretenden Krisen, steht die Resilienz der Industrie permanent auf dem Prüfstand. Unternehmen unterliegen einem ständigen Transformationsprozess. Welche potenziellen Krisen bzw. Risiken sehen Sie in Zukunft auf die Industrie zukommen und mit welchen Strategien können sich Unternehmen auf diese wachsende Unsicherheit
vorbereiten?

KNILL: Ich sehe aktuell drei zentrale Herausforderungen, die sich für Menschen wie auch Unternehmen in Europa und Österreich darstellen: Erstens, den brutalen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die
damit verbundene humanitäre Katastrophe. Neben den gesellschaftlichen sind auch die wirtschaftlichen Folgen zunehmend in Europa spürbar. Eine unmittelbare Folge des Krieges ist die volatile Energieversorgung, denn
Putin setzt Energieexporte als Druckmittel gegen den Westen ein und verbreitet damit Unsicherheit und Instabilität in Europa. Angesichts der derzeitigen Situation braucht es Pragmatismus im Rahmen einer
fossilen Übergangsstrategie. Erste Ansätze lassen sich, auch aufgrund unserer anhaltenden Kritik, bereits erkennen – zum einen durch den Anschluss des Speichers in Haidach und zum anderen durch die Wiederinbetriebnahme des stillgelegten Kohlekraftwerks in Mellach sowie die Sicherung der Lieferkapazitäten der OMV in der Höhe von 40 TwH. Zweitens wird der Fachkräftemangel zunehmend zu einem Arbeitskräftemangel, denn die offenen Stellenangebote im produzierenden Sektor haben sich in den letzten zehn Jahren beinahe vervierfacht. Dazu braucht es eine umfassende Fachkräfte- und Migrationsstrategie der Bundesregierung sowie ein Ausschöpfen aller Potenziale am Arbeitsmarkt. Drittens müssen Österreich und
Europa die grüne und digitale Transformation in den kommenden Jahren meistern, zum einen als Herausforderung und zum anderen auch als große Chance. Die Krisen, die wir gerade erleben, wirken auch als zusätzlicher Antrieb. Denn, dass beispielsweise Corona auch einen enormen Digitalisierungsschub
gebracht hat, steht außer Frage. Die Pandemie war in vielen Bereichen so etwas wie ein Crashkurs für die
digitale Transformation. Aber der Weg zu einem wettbewerbsfähigen Digital-Standort Österreich ist noch weit. Das zeigt auch eine neue Studie der IV und Accenture.

Ihr zentrales Ergebnis: 33,3 % der Großunternehmen nutzen Analysen und Vorhersagen aus Daten oder wenden entsprechende Geschäftsmodelle an. Bei den KMU ist der Anteil weniger als halb so hoch. Es
besteht daher nicht nur bei Klein und Mittelbetrieben, sondern auch bei den großen Playern der
Wirtschaft digitaler Handlungsbedarf. Europa verliert im Vergleich zu Amerika und Asien an Boden, besonders bei zukunftsweisenden digitalen Schlüsseltechnologien.

SPARI: Welche Bedeutung spielt das ganzheitliche Risikomanagement in Industriebetrieben?

KNILL: Die Industrie ist wandelbar und nutzt Krisen stets als Chance, um zu wachsen, sich weiterzuentwickeln
und neue Ideen umzusetzen. Das haben wir in der vergangenen Zeit mehrmals bewiesen und das beweisen wir auch heute tagtäglich. Die Risiken und Herausforderungen werden größer, so aber auch die Chancen. Um diese optimal zu nutzen, werden wir alle brauchen: Gesellschaft, Politik und Wirtschaft in all ihrer Vielfältigkeit und Diversität vom Industriebetrieb bis hin zum Einzelunternehmen.

Danke für das Gespräch!

Georg Knill
Präsident Industriellenvereinigung
T +43 1 71135 0
mailto:georg.knill@iv.at
 
Georg Knill ist seit Juni 2020 Präsident der Industriellenvereinigung. Seine berufliche Laufbahn
begann 1993 in der Knill Gruppe, wo er u. a. als geschäftsführender Gesellschafter tätig war und derzeit als Aufsichtsratsvorsitzender der Rosendahl Nextrom GmbH fungiert.

KNILL Gruppe
Die KNILL Gruppe ist eine weltweit tätige Firmengruppe im Familienbesitz, die bereits in
zwölfter Generation von den Brüdern Christian und Georg Knill geführt wird. Der Hauptsitz
der Unternehmensgruppe befindet sich im steirischen Weiz. Die KNILL Energy Gruppe
liefert Komponenten und Systeme für die weltweite Energieindustrie, mit Schwerpunkt
auf die Stromübertragung und -verteilung. Die KNILL Technology beschäftigt sich mit der
Entwicklung und Herstellung von kundenspezifischen Fertigungslösungen für die Batterie-,
Draht- & Kabel- sowie optische Glasfaserindustrie. Mit 27 Unternehmen in 17 Ländern
und rund 2.230 Beschäftigten weltweit, erzielt die Knill Gruppe einen Umsatz von rund 336 Millionen EUR.
www.knillgruppe.com
 

Jürgen Spari

Jürgen Spari

Regional Manager Steiermark

T +43 664 149 94 89