Als Sanktion wird in der Außenpolitik und Wirtschaft ein Zwangsmittel bezeichnet, das rechtsnormwidriges oder verhaltensnormwidriges Handeln dem so Handelnden Nachteile bringen soll, um ihn zur Einhaltung dieser Normen zu bewegen.

Sanktionen sollen somit dazu dienen einer Rechtsnorm zur Geltung zu verhelfen, sie sollen ihre Auswirkungen auf jene Bereiche oder Staaten haben, die diesen Rechtsnormen widersprechen.

Speziell davon betroffen ist die Luftfahrt, wie aktuell die Situation aufgrund der Sanktionen gegen Russland zeigt:

  • Gesperrte Luftkorridore über Russland bzw. dem Kriegsgebiet Ukraine
  • Luftraumsperren für russische Flugzeuge in westlichen Staaten
  • Keine Einfuhr von Ersatzteilen für westliche Flugzeugarten in Russland
  • Gekündigte Leasingverträge für russische Luftfahrzeuge, keine Rücküberführungen ins Ausland
  • Stagnierender bzw. ausbleibender Tourismus oder Business-Reisen
  • Etc.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen durch einen nicht stattfindenden, oder nur über alternative Routen möglichen, Flugverkehr – Cargo wie Passagier – liegen wohl auf der Hand, für alle beteiligten Parteien: höhere Kosten, geringerer Warenumsatz, fehlender Passagierverkehr/Tourismus.

Wie aber sehen Auswirkungen im Bereich der Sicherheit aus? Können Sanktionen ein Sicherheitsrisiko für die Luftfahrt darstellen?

Es gibt kaum einen Bereich, der so stark geregelt ist wie die Luftfahrt. Genaueste Vorschriften und Intervalle für Wartung oder Austausch von Teilen eines Luftfahrzeuges sollen die Luftfahrt weiterhin als das sicherste Verkehrsmittel erhalten. Genau diese Vorschriften sind jedoch für russische Airlines oder Luftfahrzeug-Besitzer derzeit nicht mehr einzuhalten. Aufgrund der Sanktionen und Ausfuhrverbote der EU auch für Güter und Technologien für Luft- und Raumfahrtindustrie ist es nicht mehr möglich, Ersatzteile für westliche Flugzeugmuster (aus denen der Großteil der Flotten besteht) zu beschaffen. Allen voran haben Airbus und Boeing die Lieferungen von Ersatzteilen nach Russland und die technische Unterstützung sowie Wartung eingestellt.
 
Mittlerweile warnen die Flugzeughersteller in Bezug auf die Flugsicherheit wegen fehlender Ersatzteile. Berichtet wird, dass die Airlines bereits damit begonnen haben, Luftfahrzeuge auszuschlachten um andere flugfähig zu erhalten. Dies passiert entweder mit am Boden stehenden Luftfahrzeugen, die es aufgrund des weit geringeren Flugverkehrs in Russland in großer Anzahl gibt, oder mit Luftfahrzeugen, die westlichen Leasinggebern nicht zurückgegeben wurden. Wie lange dieser ‚Vorrat‘ noch aushält, ist offen. Zu bedenken ist auch: unregelmäßig oder nicht nach internationalen Standards gewartete Flugzeuge verlieren schnell ihre Sicherheitszertifikate – neben der subjektiven und objektiven Sicherheit ein Problem aufgrund möglicher Landeverbote und weiteren Einschränkungen.
 
Zusätzlich zu den Vorschriften im technischen Bereich sind aber auch die Bestimmungen für Piloten oder Flugbegleiter zur Erhaltung ihrer Fähigkeiten zu beachten. Aufgrund der Stilllegung eines Großteils der Flotten in Russland werden diese Mitarbeiter nicht mehr gebraucht und die – gerade im Flugverkehr – sehr wichtige Routine bei bekannten Abläufen geht verloren. Zusätzlich können Flugberechtigungen der Piloten nur mehr durch Simulatoren-Training aufrechterhalten werden, das im Normalfall eine Begleitung zu den absolvierten Flügen ist, nicht aber über einen längeren Zeitraum eine alleinige Möglichkeit zur Aufrechterhaltung der Kenntnisse und Fähigkeiten darstellen soll.

Sicherheit im Flugverkehr, ob am Boden oder in der Luft, muss weiterhin oberste Priorität haben.

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO gibt Vorschriften für die Sicherheit über Standards und Empfehlungen vor, die national umgesetzt werden (z. B. Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA)). Vorschriften gibt es dabei auch für die Lufttüchtigkeit von Luftfahrzeugen, für den Flugbetrieb und die Ausbildung der Besatzungsmitglieder.
 
Die Zahl der Passagiere steigt, dem gegenüber sinkt die Anzahl der Verunglückten. Verbesserung der Technik, Vorschriften in Wartung oder Zulassungsvorschriften für Flugzeuge aber auch Entwicklungen in Infrastruktur von Flughäfen und Luftraumüberwachung sowie die Ausbildung des Personals lassen uns generell in eine positive und sichere Zukunft blicken.

Ilse Konheisner-Holub

Group Practice Leader Aviation

Hotline available 24/7: +43 5 04 04 200

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