Verabschieden Sie sich von langfristigen Polizzen. On-Demand-Versicherung

In dem Maße, in dem die Anforderungen der Klienten steigen und sie diese Art der Absicherung besser verstehen, wird die Beliebtheit der Versicherung weiter zunehmen.

Die traditionelle Dauer einer Versicherung ändert sich, da sich die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden nicht nur auf flexiblere und leichter zugängliche Versicherungspolizzen konzentrieren, sondern auch auf solche mit einer kürzeren Laufzeit. Die Tage der langfristigen Versicherungspolizzen mit einer Laufzeit von ein bis zehn Jahren sind gezählt, denn die so genannten On-Demand-Versicherungspolizzen bieten den VersicherungsnehmerInnen die volle Flexibilität, ihren Versicherungsschutz ein- und auszuschalten. Die Versicherungspolizze kann nur dann aktiviert werden, wenn sie benötigt und gewünscht wird, und demnach wird auch entsprechend dafür zu bezahlt. Die Flexibilität der Laufzeit von On-Demand-Versicherungen ermöglicht so kleine Beträge wie stundenweise Versicherungen, so dass es für die Versicherer schwierig ist, die Laufzeit des Vertrags abzuschätzen. Darüber hinaus führt der Abschluss einer On-Demand-Versicherung auch zu Kleinstbeträgen und geringen Prämienbeträgen.

Im Allgemeinen entscheiden sich die Verbraucher für eine Versicherung auf Abruf zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn diese Versicherung benötigt wird, und nur für die Dauer, für die sie benötigt wird. Sie ist an spezifische und höhere Risiken aufgrund einer bestimmten Tätigkeit oder eines bestimmten Besitzes gebunden.

On-Demand-Versicherungen vs. Mikro-Versicherungen

Da die Hauptmerkmale von Versicherungen auf Abruf niedrige Prämien und eine kurze Laufzeit sind, werden sie oft mit Mikroversicherungen in Verbindung gebracht. Es besteht jedoch ein erheblicher Unterschied zwischen den beiden. Während On-Demand-Versicherungen auf die Bedürfnisse einer digitalen und aktiven Bevölkerung ausgerichtet sind, die stets auf der Suche nach Individualisierung ist, konzentrieren sich Mikroversicherungen auf einkommensschwache Segmente, bei denen die Prämienzahlung vorzugsweise in Raten erfolgt.

Nehmen wir als Beispiel einen Klienten, der in der Gig-Economy arbeitet. Diese Person nutzt ihr Fahrzeug in der Regel sowohl für private als auch für geschäftliche Zwecke. Das Hauptproblem besteht darin, dass der Klient je nachdem, wann und wie er sein Fahrzeug nutzt, eine andere Versicherungspolizze benötigt. Dies bedeutet, dass der Klient zwei Versicherungspolizzen abschließen muss, was seine Versicherungskosten in die Höhe treibt. Das gleiche Problem tritt bei Personen auf, die ihre Wohnung über Airbnb vermieten. Ihre normale Hausratversicherung deckt keine Schäden ab, die entstehen, wenn die Immobilie gewerblich genutzt wird. Dadurch sind sie gezwungen, zwei Versicherungspolizzen abzuschließen, was ihre Kosten aufgrund der sehr teuren Versicherungsprämien in die Höhe treibt.

Warum ist das so? Nun, in den beiden genannten Fällen werden Versicherungspolizzen auf Jahresbasis verkauft. Selbst wenn eine Person ihre Wohnung oder ihr Haus nur für 20 Tage im Jahr vermietet, muss sie also für das ganze Jahr eine Versicherung bezahlen. Die Versicherung auf Abruf ist die perfekte Lösung für dieses Problem, denn sie ermöglicht es dem Klienten, den Versicherungsschutz nur für die Zeit zu erwerben, in der er ihn benötigt. Sie erfüllt die hohen Anforderungen, die Kunden beim Abschluss einer Versicherung stellen: Sie kann jederzeit und überall abgeschlossen werden; sie ist vollständig digital; sie ermöglicht es, die Versicherung nur dann zu bezahlen, wenn sie benötigt wird; der Abschluss ist schnell und einfach; die Preise sind variabel und die Laufzeiten sind fest.

Heutzutage ist die Nutzung und Popularität von Versicherungen auf Abruf begrenzt: Laut KPMG macht sie weniger als 1 % des globalen Marktes aus. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir sie von vornherein abtun sollten. In dem Maße, in dem die Anforderungen der Kunden steigen und sie diese Art der Deckung besser verstehen, wird die Popularität der Versicherung auf Abruf mit Sicherheit zunehmen.


Quellen:
https://www.tcs.com/content/dam/global-tcs/en/pdfs/insights/whitepapers/rise-of-on-demand-insurance.pdf
 
https://www.the-digital-insurer.com/insurtech-insights/on-demand-insurance/
 
https://content.naic.org/cipr-topics/demand-insurance
 
https://www.experian.com/blogs/ask-experian/what-is-on-demand-insurance/
 
https://www.managementstudyguide.com/on-demand-insurance.htm
 
https://link.springer.com/article/10.1057/s41288-022-00265-7

 

Alma Ribanovic

Group Practice Leader Affinity

T +43 664 962 40 17

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Internationale Freihandelsabkommen, die Nähe zu den USA und gezielte Investitionen in Bildungs- und Struktur­programme bescheren in Mexiko vielen Branchen einen Aufschwung. Immer mehr Unternehmen denken mittlerweile darüber nach, ihre Produktionsstandorte von China nach Mexiko zu verlagern. Peter Weber Merkel liefert Innenansichten dazu.

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Ich bin seit 25 Jahren in der mexikanischen Versicherungsbranche tätig und leite als Professional Insurance Advisor und zertifizierter Risk Manager den internationalen Bereich bei Protección Dinámica, Agente de Seguros y de Fianzas, S.A. de C.V, einem der Top 10 Insurance Broker in Mexiko. Protección ist ein in 2. Generation eigentümergeführtes Unternehmen und seit knapp 70 Jahren in der Risiko- und Versicherungsberatung tätig. Ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit liegt in der Beratung und Betreuung internationaler Unternehmen. Viele unserer Klienten sind ausländische Konzerne, die Tochtergesellschaften (häufig mit Produktionsstandorten) in Mexiko angesiedelt haben. Und wenn man den Prognosen glauben darf, wird künftig genau dieser Sektor Mexiko ein Jahrzehnt des Wirtschaftswachstums bescheren.

Platz 16 der größten Volkswirtschaften

Laut einem neuen Index des World Travel and Tourism Council (WTTC) ist Mexiko eines der 10 meistbesuchten Länder der Welt. Zudem ist unser Land ein großer Binnenmarkt mit 130 Millionen Einwohnern. Mexiko gehört zu den 16 größten Volkswirtschaften weltweit. Sie ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in Lateinamerika, die über solide makroökonomische Rahmenbedingungen verfügt. Insbesondere unsere vielen Freihandelsabkommen – u.a. auch mit der EU, den USA und Kanada – bieten beste Voraussetzungen für eine offene Handels- und Investitionspolitik.

Nearshoring = Chance für Land und Unternehmer

Der größte Wettbewerbsvorteil unseres Landes ist die geografische Nähe zu den USA und das nordamerikanische Freihandelsabkommen United States-Mexico-Canada-Agreement (USMCA). Mexiko ist daher schon jetzt führend im Bereich des lateinamerikanischen Nearshorings.

Zusätzlich veranlassen die multiplen Lieferketten-Störungen der vergangenen Jahre, Unternehmen, ihre Produktionen von Asien nach Mexiko zu verlagern. Auch alle namhaften deutschen Autobauer und viele KFZ-Zulieferer sind mit Standorten hier vor Ort. Mit 3,1 Millionen produzierten Autos im Jahr liegt Mexiko weltweit bereits an der 7. Stelle der Automobilhersteller, nur knapp hinter Deutschland. Im Fahrzeugteilebau ist es bereits die Nr. 4 weltweit.

Die mexikanische Regierung hat es sich zur priorisierten Aufgabe gemacht, in Bildungs- und Strukturprogramme zu investieren, die speziell auf die Bedürfnisse des industriellen Fertigungssektors zugeschnitten sind. Das heißt, Unternehmen, die sich in Mexiko ansiedeln, können auf gut ausgebildete Arbeitskräfte – vor allem in der Technologie – bauen. Die vergleichsweise geringen Lohnkosten liegen inzwischen sogar unter jenen von China.

Viele Unternehmen haben diese Chance erkannt und Anfang 2023 Nearshoring-Investitionen in Mexiko in Höhe von insgesamt rund 2,5 Milliarden US-Dollar angekündigt (Datamétrica-Aporta). Als Handelspartner der USA liegt Mexiko knapp hinter China an 2. Stelle.

Auch die Versicherungsbranche gewinnt
weiter an Bedeutung

Mexiko hat sich auch als einer der wichtigsten Marktführer im Versicherungsgeschäft Lateinamerikas positioniert, einem Markt, der in den letzten Jahren trotz des globalen wirtschaftlichen Umfelds gewachsen ist. Zudem gab es im Versicherungssektor Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Diese zielen darauf ab, Dienstleistungen und Rechenschaftspflichten zu verbessern, Risiken zu reduzieren und die Zahlungsfähigkeit der Risikoträger zu gewährleisten, um dadurch Insolvenzen zu vermeiden. Die Bemühungen, Technologien zu implementieren, InsureTechs zu schaffen und sich an die neuen Bedürfnisse der Kunden anzupassen, waren ebenfalls erfolgreich. 

Fast drei Jahre nach Ausbruch von Covid-19 zählt die Corona-Pandemie – wie 2005 der Hurrikan Wilma –
zu den größten Versicherungsschäden in der Geschichte des Landes, mit hohen Schadenleistungen, auch in Life Segmenten wie Kranken- und Lebensversicherungen.

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Protección Dinámica, Agente de Seguros y de Fianzas, S.A. de C.V ist GrECo nova Partner in Mexiko.

Peter Weber

Peter Weber, CRM

International Director
Protección Dinámica, Agente de Seguros y de Fianzas, S.A. de C.V.

T +52(55) 54470450 (24/7)

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Premiere: Ein Shuttle ohne Fahrer, ab Sommer unterwegs in Salzburg

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was ein automatisiertes Versuchsfahrzeug im täglichen Einsatz erlebt? Welche Hürden es überwinden muss und welche Meilen­steine es bis heute erreicht hat? Wir haben das Versuchs- und Forschungsfahrzeug DigiTrans eVAN – ab Sommer 2023 als Digibus® 2.0 in der Gemeinde Koppl in Salzburg unterwegs – für ein (fiktives) Interview gewinnen können. Lesen Sie hier alles über die ersten Testkilometer im Pilotprojekt bis hin zur Zukunft des automatisierten Transportes und wie DigiTrans eVAN & Co künftig wertvolle Beiträge zur Mobilitätswende im Güter- und Personenverkehr leisten können. 

Spotlight: Als vollautomatisierter eVAN bist du noch eine Besonderheit auf Österreichs Straßen. Woher kommst du bzw. wie war dein Werdegang bisher? Wo liegen deine Kompetenzen und Stärken?

eVAN: Ich erblickte 2022 als 100 % Batterieelektrischer VW-e Crafter das Licht der Straße und wurde gleich von der DigiTrans GmbH gekauft. In weiterer Folge wurde ich zum Versuchs- und Forschungsfahrzeug für das automatisierte Fahren und Transportieren umgebaut. Das war aufregend, denn ich habe in dieser Zeit eine außergewöhnliche Wandlung durchlebt. Mein Innenraum wurde komplett zerlegt und in einen modernen Fahrgastraum für den automatisierten Personentransport umgestaltet. Zudem wurde ich mit zahlreichen Radar- und Lidar-Sensoren und Kameras sowie der dazugehörigen Hard- und Software bestückt. Mein Lenkantrieb funktioniert nun sowohl mit dem Lenkrad als auch über elektronische Signale und ich kann jetzt mit anderen Fahrzeugen und Infrastrukturelementen, wie z. B. Ampeln, kommunizieren.

Besonders stolz bin ich auf meine intelligenten Systeme, die es mir erlauben, auf Hindernisse und unvorhergesehene Situationen dynamisch und sicher zu reagieren. So kann ich unter Einhaltung der geltenden Verordnungen sowie aller Sicherheitsvorschriften und ethischen Anforderungen auch durch komplexe Verkehrssituationen navigieren.

Spotlight: Du wirst ab den Sommermonaten als Digibus® 2.0 in Salzburg unterwegs sein. Was ist deine Aufgabe und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?

eVAN: Ich werde in der Gemeinde Koppl als Digibus® 2.0 im regionalen Personennahverkehr im Einsatz sein. Verantwortet wird dieses Pilotprojekt von der Salzburg Research GmbH im Rahmen des europaweiten Forschungsprojektes SHOW „SHared automation Operating models for Worldwide adoption“.

In Koppl befahre ich dann als automatisierter Personen-Shuttle eine Wegstrecke von 1,7 km auf öffentlichen Landstraßen. Ich darf im Rahmen dieses Projektes Pendler, Tagesausflügler sowie Touristen automatisiert transportieren. Begleitet werde ich dabei von einem verpflichtenden Sicherheitsfahrer bzw. einer Sicherheitsfahrerin. Er oder sie überwacht meine Systeme und kann jederzeit in die Steuerung eingreifen.

Um andere Verkehrsteilnehmende oder Gefahrensituationen rechtzeitig zu erkennen, kann ich mithilfe von intelligenter Infrastruktur mit meiner Umgebung kommunizieren. Unterstützt werde ich auch durch eine umfassende Sensorik zur Umfeldwahrnehmung und Positionierung. Durch eine sehr genaue, digitale Karte der Umgebung habe ich ein exaktes Wissen über das Straßennetz. So kann ich ein sicheres Fahrvergnügen garantieren. Meine Fahrgäste sind mir ein besonderes Anliegen. Sie sollen sich sicher fühlen und Spaß dabei haben, mit mir unterwegs zu sein. 

Spotlight: Wo wirst du noch eingesetzt bzw. wer nimmt deine Hilfe in Anspruch?

eVAN: Ich bin sehr vielseitig. Man kann mich sowohl als Versuchs- und Forschungsfahrzeug auf abgesicherten Testgeländen nutzen als auch für den automatisierten Personen- oder Gütertransport einsetzen. Bei Bedarf befahre ich Stadt- und Landstraßen sowie Betriebsgelände, Logistikzentren oder Güterumschlagplätze.

Speziell im Gütertransport kann ich als automatisierter Logistik-Shuttle auf definierten und oft gefahrenen Routen den Menschen helfen, Zeit und Stress zu sparen, indem ich Waren automatisiert und sicher z. B. rund um die Uhr, also 24/7, zwischen zwei Logistik-Hubs transportiere.

Im Personentransport bin ich besonders daran interessiert, den Menschen den Alltag zu erleichtern und den Zugang zu flexibler und emissionsfreier Mobilität zu ermöglichen – vor allem im ländlichen Bereich, wo viele für die Fahrt zum Bahnhof auf das Auto angewiesen sind. Hier könnte ich in Zukunft auf der sogenannten „ersten und letzten Meile“ eine wichtige Zubringerfunktion übernehmen und dem Fahrermangel sowohl im Güter- als auch Personentransport entgegenwirken.  

DI Stefan Reisinger

Stefan Reisinger

Business Area Manager

T +43 732 60 46 59

DigiTrans stellt Know-how und Testinfrastruktur zur Verfügung und begleitet die Erprobung, Validierung, Forschung und Implementierung von automatisierten Nutzfahrzeugen und deren Anwendungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf automatisierten und autonomen Fahrzeugen und Fahrfunktionen sowie fahrerlosen Mobilitäts- und Transportsystemen im Bereich der kommunalen Dienstleistungen, der Logistik und des Schwerverkehrs.

www.digitrans.expert

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Darf`s ein bisserl mehr sein?Affinity: Das „Plus“ zu Produkten und Dienstleistungen

Affinity

Die Idee, beim Verkauf von Produkten und Dienstleistungen gleich auch den passenden Versicherungsschutz anzubieten, ist nicht neu, derzeit jedoch so hoch im Kurs wie noch nie.

Affinity und „Embedded“ (eingebettete) Versicherungslösungen sind – getrieben durch die Digitalisierung und den Online-Handel – ein klar erkennbarer Trend in den verschiedensten Branchen. Sie erzeugen oder verstärken eine Kundenbindung und generieren im Idealfall zusätzliche Erlöse. Affinity und Embedded Lösungen sind mittlerweile auch zu einem fixen Bestandteil der klassischen Versicherungswelt geworden. Was dahinter steckt und welchen Mehrwert sie für Unternehmen bringen, wollen wir hier näher erläutern.

Im Alltag angekommen

Affinity ist ein Trend, der traditionelle Versicherer vor neue Herausforderungen gestellt hat. Zusätzlich zum „eigenen Stammvertrieb“ musste man plötzlich auch einem Versicherungsabschluss „on demand“ gerecht werden. Doch Versicherung soll dort zum Abschluss angeboten werden, wo der Bedarf entsteht. Das ist meist der Zeitpunkt unmittelbar beim Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung. Wir kennen das aus dem eigenen Alltag: Wir buchen einen Urlaub und wollen gleichzeitig eine geeignete Reiseversicherung abschließen; zum Konzertticket wandert eine Stornoversicherung mit in den virtuellen Einkaufskorb. Warum also dieses erprobte Modell nicht auch für viele andere Situationen unseres täglichen Lebens andenken?

Komplementäre Affinity-Lösungen, auf das Produkt bzw. die Dienstleistung angepasst, bringen in Online-Shops und vielmehr noch im analogen Verkauf, also beim Kauferlebnis direkt im Geschäft, einen gewaltigen Zusatznutzen. Bekannte Absicherungslösungen sind beispielsweise die Bike-Versicherung oder der Diebstahlschutz für Smartphones, die dem Käufer aufgrund des großen Händlerabsatzes zu einem besonders günstigen Preis-Leistungsverhältnis angeboten werden können.

Der Markt entwickelt sich stetig weiter, Innovationen und Anforderungen an moderne Versicherungsprodukte verändern sich. Und so entstehen in der GrECo Produktschmiede auch ganz neue Versicherungslösungen, wie etwa ein 4 (!) jähriger Ersatz des vollen Kaufpreises bei Totalschaden oder Verlust in der Fahrradversicherung, eine echte Win-Win-Situation für Käufer und Verkäufer, und obendrein geeignet, die Reputation des Händlers positiv zu beeinflussen.

Dem Mitbewerb einen Schritt voraus

Einen noch größeren Kundennutzen versprechen Embedded Insurance Lösungen, die – wie der Name schon sagt – direkt in das Produkt oder die Dienstleistung bzw. in deren Preis eingebettet sind. Dabei ist die Versicherung bei allen Produkten oder Produktkategorien des Händlers automatisch integriert und die Kundin oder der Kunde muss sie nicht extra dazukaufen. Der Gedanke dahinter: der Händler macht sein Produkt zusätzlich attraktiver, in dem er es gleich mit dem passenden Versicherungsschutz „auflädt“.

Mit Embedded Insurance Lösungen können Verkäufer ihre Kunden bei deren Customer Journey auf sich aufmerksam machen, Neukunden gewinnen oder Stammkunden binden. So bieten beispielsweise Kundenkarten oder Kunden-Apps ideale Möglichkeiten, einen Basis-Versicherungsschutz bei regelmäßiger Nutzung zu integrieren, wie eine Absicherung gegen Bruch bzw. Verlust des Produkts am Heimtransport oder eine 100 Tage Zufriedenheitsgarantie.

Geschäftsmodell Embedded Insurance

Embedded Insurance Lösungen werden immer mehr zu einem unternehmerischen Erfolgsfaktor, der mit wenig Aufwand und Kosten zusätzliche Umsätze generiert. Ziel solcher Modelle ist es, die in der Regel sehr geringen Prämienkosten in Höhe weniger Euro oder gar Cent je Produkt oder Dienstleistung, durch Umsatzsteigerungen zu überkompensieren.

Beide Modelle, Affinity als „zusätzliche optionale Versicherungslösung“, die ein Kunde dazu wählen kann, und Embedded Insurance, als „mandatorische, schon im Endpreis für den Kunden enthaltene Lösung“, bieten einem Unternehmen zeitgemäße und flexible Möglichkeiten, sein Business zu pushen, um dem Mitbewerb die berühmte Nasenlänge voraus zu sein.

Maßgeschneiderte Prozesse

Bei GrECo schaffen wir auch die Grundlagen dafür, dass die Umsetzung für das Unternehmen äußerst ressourcenschonend erfolgen kann. Mittels IT-Schnittstellen oder vollständig digitalen End-to-End Prozessen, die wir unseren Klienten und damit Partnern neben innovativen Produktlösungen aus einer Hand anbieten können, ist das bereits Realität.

Schon bei Abschluss der Versicherung wissen Käufer, an wen sie sich im Schaden- bzw. Leistungsentfall zu wenden haben. Der Prozess folgt in der Regel den Wünschen und Möglichkeiten des Unternehmens. Erstansprechpartner bei einem Schaden wird in manchen Fällen nicht unbedingt der Versicherer sein, sondern das Unternehmen bzw. der Verkäufer selbst. Warum? Weil es damit gelingt, den Käufer oder die Käuferin neuerlich am Point of Sale beraten zu können, und dabei an den „versicherten“ Reparaturkosten oder der Neuanschaffung des Produktes zu partizipieren: Stichwort Cross-Selling.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Wir freuen uns, Ihnen noch mehr Details über diese gewinnbringenden Modelle zu verraten.

Alma Ribanovic

Group Practice Leader Affinity

T +43 664 962 40 17

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Bald mehr Cybersicherheit für smarte Produkte

Die EU-Kommission hat den Vorschlag zum European Cyber Resilience Act (kurz CRA-E) im September 2022 finalisiert. Ziel der neuen gesetzlichen Richtlinie ist die Verbesserung der Cybersicherheit vernetzter Produkte und damit auch die Stärkung der Cybersicherheit im gesamten EU-Raum.

Der CRA-E verpflichtet sowohl Hersteller, Importeure als auch Händler, ein gewisses Maß an Security während des gesamten Lebenszyklus eines Produktes zu gewährleisten. Mit dem CRA-E wird erstmalig eine allgemein bindende Gesetzgebung zur vollumfänglichen Berücksichtigung der Cybersicherheit vernetzter Produkte vorgelegt.
 
Als vernetztes Produkt zählt jegliche Software und Hardware, deren Verwendungszweck oder Einsatz eine direkte logische oder physische Datenverbindung mit einem Gerät oder Netzwerk vorsieht. Damit sind praktisch alle Produkte, die in irgendeiner Weise mit anderen Produkten (Bluetooth, serielle Schnittstelle, etc.) kommunizieren oder mit Netzwerken (WiFi, Ethernet, etc.) verbunden werden, eingeschlossen. Dies betrifft natürlich auch smarte Produkte sowie Geräte mit Funktionen für KI-gesteuerte Datenanalyse- und Auswertung, oder Produkte mit Möglichkeiten zur Fernwartung.
 
Hardware- und Softwareprodukte sind häufig Cyberangriffen ausgesetzt, und zwar sehr erfolgreich. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn vernetzte Produkte leiden oft an einem niedrigen Cyber Security Niveau. Die zum Teil unzureichende Bereitstellung von Sicherheits-Updates zählen zu ihren weit verbreiteten Schwachstellen. Das hat weitreichende Folgen: Die Cyberkriminalität kostet mittlerweile geschätzte 5,5 Billionen EUR pro Jahr.
 
Quelle: Executive Summary of the Impact Assessment Report zum CRA-E

 
Für Hersteller smarter Produkte ergeben sich aus dem CRA-E eine Reihe zusätzlicher Anforderungen. Ganz allgemein wird eine Professionalisierung ihrer Security-Aktivitäten verlangt. Zum einen geht es um die stringente Umsetzung sicherer Entwicklungspraktiken und Schutzmaßnahmen. Zum anderen wird die Etablierung eines systematischen Schwachstellenmanagements verpflichtend werden. Die Umsetzung dieser Vorgaben erfordert auch zusätzliche Dokumentationen, die nicht zuletzt die Bereitstellung von Nachweisen für eine Prüfung erst möglich machen werden.

Das sind die Herausforderungen für Entwickler und Produzenten smarter Produkte:

  • Zusammenwachsen der physischen und digitalen Welt – das geforderte Cyber Risk Assessment
    Die systematische Durchführung eines Cyber Risk Assessments und auch die Berücksichtigung der Resultate dieser Analyse erfordern ein allgemeines Umdenken in der Produktentwicklung. Cybersicherheit muss bereits in den frühesten Entwicklungsphasen von Produkten ein integraler Bestandteil sein. Zudem erfordert die holistische Betrachtung von Cyber Security Risiken im erweiterten Produktkontext (inkl. daten­verarbeitender Systeme in der Cloud) den Einsatz geeigneter Methoden für das Cyber Risk Assessment.

Gängige Ansätze, die aktuell häufig in der Entwicklung von Hard- und Software getrennt voneinander angewendet werden, müssen überdacht und gegebenenfalls zusammengeführt werden. Es ist nicht mehr ausreichend, Cyber Security im Kontext von Hardware und losgelöst von umgebenden Systemen und Software zu betrachten. Daher müssen beispielsweise Bedrohungsmodellierungstechniken eingesetzt werden, die eine gemeinsame Betrachtung zulassen. Ebenso muss die eingesetzte Methodik zur Risikobewertung die angeführten Aspekte gleichermaßen unterstützen. Dies gilt auch, wenn beispielsweise Teile der Entwicklungsarbeit durch Dritte erbracht werden.

  • Ganzheitliches Management von Cyber Security Schwachstellen – für die geplante Lebensdauer des Produktes
    Der CRA-E verlangt von jedem Hersteller zunächst, dass seine Produkte ohne bekannte Schwachstellen ausgeliefert werden. Dies ist an sich schon eine große Herausforderung. In Anbetracht der Vielzahl eingesetzter Softwarekomponenten und deren laufender Aktualisierung wird der Einsatz technischer Maßnahmen zur Überprüfung möglicher Schwachstellen und gefährdeter Komponenten erforderlich.

    Weiters werden Hersteller dazu verpflichtet, Sicherheits-Updates für deren vernetzte Produkte über die erwartete Produktlebensdauer (oder 5 Jahre, je nachdem was kürzer ist) bereit zu stellen. Dies erfordert die Etablierung eines systematischen Schwachstellenmanagement-Prozesses und die dazu nötigen Personalressourcen, um auf Schwachstellen reagieren zu können. In weiterer Folge müssen diese in angemessener Zeit behoben, betroffene Kunden und Regulierungsbehörden darüber informiert sowie Sicherheits-Updates bereitgestellt werden.
  • Technische Produktdokumentation auf das nächste Niveau heben – nicht nur für das verpflichtende CRA-E Assessment
    Entsprechend der Vorgaben des CRA-E werden Hersteller zukünftig verpflichtet, gemeinsam mit dem Produkt eine grundlegende technische Dokumentation bereit zu stellen. Diese muss neben einer allgemeinen Systembeschreibung, Erläuterungen zum Entwicklungsprozess selbst, die Ergebnisse des durchgeführten Cyber Risk Assess­ments und Ergebnisse von Sicherheitsüberprüfungen zur Kon­­formität mit den Vorgaben der CRA-E enthalten. Weiters wird eine Software Bill of Materials (SBOM) in der Produkt-Dokumentation eingefordert. Damit werden eine Reihe von Dokumentationsartefakte, die bislang vor allem intern genutzt wurden, auch einem breiteren externen Kreis inkl. potenzieller und bestehender Kunden zugänglich gemacht. Damit einhergehend müssen die Qualitätskriterien in der Produkt-Dokumentation verschärft werden.

Verstöße gegen die Vorgaben des CRA-E werden mit empfindlichen Geldstrafen von bis zu 15 Millionen EUR belegt oder bis zu 2,5 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Das ist bitter, aber Hersteller smarter Produkte sollten auch die Chancen der neuen Verordnung sehen. Zum einen werden sie selbst –
in ihrer Rolle als Kunden – von einem höheren Maß an Cyber­­­­­­­sicherheit in genutzten Dritt­anbieterkomponenten sowie von schnelleren Reaktionszeiten bei der Behebung von Schwachstellen profitieren. Auf der anderen Seite sieht der CRA-E die Vergabe des CE-Siegels für konforme Produkte vor und gibt Herstellern durch die transparenten Dokumentationsvorgaben auch die Möglichkeit, sich mit einem professionellen Vorgehen gegenüber Mitbewerbern hervorzuheben.

Das Inkrafttreten des CRA-E wird noch 2023 erwartet. Für Hersteller vernetzter Produkte bleibt damit nur wenig Zeit, um erforderliche Maßnahmen vorzunehmen und die Einführung eines Schwachstellenmanagements zu etablieren. Die vorgesehenen Fristen von 12 Monaten (für Schwachstellenmanagement) und 24 Monaten (vollumfängliche Umsetzung des CRA-E) sind für Unternehmen mit geringerem Cyber Security Reifegrad –
und in Anbetracht des aktuellen Mangels an Cyber Security Experten am Arbeitsmarkt – ohne umgehende Vorbereitung kaum einzuhalten.

CERTAINITY bietet umfassende Security Engineering Beratungsleistungen zur Unterstützung bei der Umsetzung des CRA-E an. Fragen Sie nach unserem initialen Workshop zur Vorstellung des CRA-E und der individuellen Bedarfsklärung über sales@certainity.com oder direkt bei michael.brunner@certainity.com an.

Michael Brunner leitet seit Juni 2022 die CERTAINITY Practice Security Engineering. Er befasst sich seit Jahren intensiv mit Themen zur sicheren Software- und Produktentwicklung, Security Architekturen und der Etablierung zugehöriger Prozesse – insbesondere in Bereichen der kritischen Infrastruktur.

CERTAINITY ist ein in Österreich gegründetes Beratungsunternehmen für Cyber Security mit Hauptsitz in Wien. Die erfahrenen Experten der CERTAINITY begleiten Unternehmen bei der nachhaltigen Verbesserung der Widerstandsfähigkeit ihrer Organisation. Die Mitglieder des CERTAINITY Consulting Teams verfügen im Schnitt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich IT-Security & Informationssicherheit. Das Dienstleistungsportfolio der CERTAINITY umfasst sowohl operative als auch strategische Cyber Security Beratungsleistungen in den Spezialbereichen Offensive Security, Defensive Security, Process Consulting und Security Engineering.

Michael Brunner

Michael Brunner, PhD

Head of Security Engineering

T +43 664 962 40 28

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Herausforderung Klimakrise

Neue Wege, um Naturkatastrophen und Klimarisiken von heute und morgen besser zu managen.

Die Analyse von Naturkatastrophen und Klimarisiken stellt für viele Unternehmen eine neue Herausforderung dar. Sei dies für die Anpassung an eine sich verändernde Risikolandschaft durch den Klimawandel oder die regulatorisch geforderte Offenlegung von Klimarisiken wie der Taskforce for Climate Financial Disclosure (TCFD) oder der neuen EU-Taxonomie.

Swiss Re Corporate Solutions bietet Einblicke, wie sie die eigene langjährige Expertise im Bereich Naturkatastrophen nutzt, um Unternehmen bei regulatorischen Anfragen sowie beim Aufstellen einer holistischen Klimarisikostrategie nachhaltig zu unterstützen.

Vom Müssen zum Profitieren

Die Offenlegung von Klimarisiken wird noch häufig als ein Müssen angesehen, da dies vom Regulator so gefordert wird. Eine solche Analyse bringt aber auch grosse Vorteile für das Unternehmen mit sich. So können Standorte identifiziert werden, die im heutigen Klima bereits exponiert sind, und vor allem auch jene, die es in Zukunft durch die fortschreitenden klimatischen Veränderungen werden. Mit gezielten Investitionen in Schutzmassnahmen, beispielsweise gegen Hochwasserereignisse, oder einem Überarbeiten des Katastrophenmanagements, können zukünftige Betriebsunterbrechung, Schäden am Standort, oder Unfälle vermindert werden. Solche Analysen bilden auch eine valide Grundlage für eine langfristige Klimastrategie des Unternehmens. Mit den besten verfügbaren Daten über zukünftige Risiken und die mögliche Entwicklung von Schäden und Versicherungsprämien, können Investitionsentscheidungen besser getroffen werden, beispielsweise beim Akquirieren bzw. der Errichtung neuer Standorte oder naturnaher Bauweisen z. B. Investitionen in Begrünungsflächen oder Solarenergie.

Eine Risikoanalyse unterstützt von Experten

Die Lösungen & Risk Data Services von Swiss Re Corporate Solutions ermöglichen die Analyse von Naturkatastrophen und Klimarisken. Verschiedene Tools & Services stehen zur Verfügung, wie das interaktive Online-Tools „Sustainability Compass”, hochauflösende Flutanalysen z.B. FLOAT, oder Empfehlungen zur Risikoreduzierung von Klimarisiken von heute und morgen durch Risikoingenieure.
 
So geben die von der Swiss Re entwickelten Climate Risk Scores Einsicht in die sich verändernde Landschaft der wetterbedingten Klimarisiken und bilden die Grundlage der Risikoanalyse. Sie zeigen die Auswirkungen zukünftiger Klimarisiken durch die Kombination wissenschaftlich fundierter Daten, jene des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), mit Swiss Re’s Naturgefahrenrisikokarten, wie Überschwemmungs- und Sturmflutzonen. Abgedeckt werden dabei Naturgefahren wie Dürren, Hitzestress, Überschwemmungen oder starker Niederschlag für drei verschiedene IPCC Klimaszenarien in Fünfjahresintervallen von 2025 bis zum Ende des Jahrhunderts.
 
Unternehmen können ihre Klimarisken mit Hilfe des interaktiven Online-Tools Sustainability Compass analysieren. Das Tool erstellt dabei eine digitale Repräsentation der Unternehmensstandorte inklusive deren Vermögenswerte und errechnet daraus die Exponierung gegenüber Naturgefahren im heutigen und zukünftigen Klima. Daneben zieht das Tool auch die Naturrisiken für Biodiversität und Ökosystemservices bei und liefert Informationen zur Verfügbarkein von Grundwasser, der Bodenfruchtbarkeit und acht weiteren Naturparametern. Um die Erkenntnisse aus dem Sustainability Compass einfacher verständlich und umsetzbar zu machen, können Experten hinzugezogen werden, um massgenschneiderte Analysen zu erstellen – unter anderem mit Empfehlungen für die Reduzierung von Klima- und Naturgefahrenrisiken.

Wie Firmen Klimarisiken angehen

Mehr und mehr Firmen sammeln Erfahrung in der Analyse und Berichterstattung von Klimarisiken. Typische Fragestellungen und Anforderungen an Lösungen, die die Unternehmensleitung beschäftigen, sind:

Beste verfügbare Daten für die Klimarisikoberichterstattung

  • Unterstützung, um Wissenslücken bezüglich des aktuellen Unternehmens-Risikoprofils zu schliessen und neu aufkommende oder sich intensivierende Klimarisiken sichtbar zu machen
  • Bereitstellung von Daten zur Durchführung einer Klimarisiko- und Vulnerabilitätsanalyse nach EU-Taxonomie

Quantifizierung der finanziellen Auswirkungen von physischen Klimarisiken

  • Einblick in die aktuell zu erwartenden jährlichen Schäden und deren Entwicklung basierend auf verschiedenen SSP-Klimaszenarien (Shared Socioeconomic Pathways)
  • Überblick an Möglichkeiten von Risikominderungsmassnahmen

Einblicke für informierte Entscheidungsfindung

  • Daten zur informierten Priorisierung von Investitionen
  • Verbindung von Risiko- und Nachhaltigkeitsteams auf einer Daten-/Toolgrundlage

Die Erfahrungen und das positive Feedback analysierter Unternehmen bestätigen diese neuen Wege des nachhaltigen Risikomanagements von Naturkatastrophen- und Klimarisiken durch Swiss Re und Swiss Re Corporate Solutions. „Durch die Bewertung des Klimarisikoportfolios für unsere Risikoanfälligkeitsanalyse haben wir interessante Einblicke in unsere Klimarisiken und auch wertvolle Erkenntnisse für die Definition von Maßnahmen verschiedener Standorte gewonnen.”, so beispielsweise das Feedback von Frequentis.

Annemarie Büttner

Lead Climate Risk Solutions

Neil Aellen

Climate Risk Specialist

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Mit Smart Risk Management am Puls der Zeit?

Kann das Zusammenwirken von „Mensch und Maschine“ die Planbarkeit und Vermeidung bzw. Verminderung künftiger Risikopotenziale positiv beeinflussen?
Wird durch die Künstliche Intelligenz die Toolbox des Risikomanagers revolutioniert?

Open AI hat mit seinem textbasierten Dialogsystem, dem Chatbod ChatGPT, in den letzten Monaten ein neues Kapitel in der Geschichte des „massentauglichen“ Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) geschrieben. Bei vielen Unternehmen zählt KI jedoch bereits seit längerem zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren. Digitale Zwillinge, Simulationen bzw. intelligente Maschinen helfen, Innovationen zu beschleunigen, Qualitätsmanagement und Produktionsprozesse zu optimieren oder die Effizienz und Lebensdauer ganzer Anlagen zu verbessern.
 
Sorgt Smart Risk Management für mehr Transparenz und Sicherheit? In welchen Einsatzgebieten wird KI künftig punkten? Wie valide sind die Ergebnisse oder liegt die Krux im Detail? Das sind nur einige der Fragen, die sich Risikomanager jetzt stellen sollten.
 

Fünf Gründe für die Symbiose von Risikomanager und KI

  • KI wird eingesetzt, um die genaue Analyse und Bewertung bestehender Risiken zu ermöglichen. KI-Systeme sind in der Lage, komplexe Datenmuster und Beziehungen in der Risikobewertung zu erkennen. Zum Beispiel kann ein KI-System genutzt werden, um systematische Risiken zu bestimmen, indem es Mustererkennungstools und maschinelles Lernen nutzt. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen, die das Risiko erhöhen, besser identifiziert.
    Ein Blick in die Praxis: KI-basiertes Lieferkettenmanagement kann durch das Monitoring einer Vielzahl von Datenquellen Risikoereignisse für Lieferanten aufspüren und zukünftige Ergebnisse in der Lieferkette vorhersagen.
  • KI trägt dazu bei, Risikomanagement-Prozesse effizienter zu gestalten, indem sie automatisierte Alarme, vorhergesagte Warnungen und automatisierte Entscheidungen bereitstellt.
    Ein Blick in die Praxis: Durch den Einsatz von KI kann die vorausschauende Instandhaltung von Systemen und Strukturen, wie etwa von Maschinen und Gebäuden, noch vor Auftreten eines Problems erfolgen. Dadurch werden Störungen bzw. Ausfallzeiten verhindert oder minimiert.
  • KI kann die Wirksamkeit bestehender Risikomanagement-Prozesse überwachen, indem sie Risiko- und Kostenanalys
    Ein Blick in die Praxis: Speziell im Finanzbereich, z. B. bei Kreditrisiken können großen Datenmengen zum Zahlungsverhalten von Kunden, deren Finanzlage, historische Kreditvergabepraktiken und andere Faktoren analysiert werden, um den Vergabeprozess zu optimieren oder Abweichungen zu identifizieren.
  • Mit KI können mögliche Risiken identifiziert und vorhergesagt werden, indem sie maschinelles Lernen für Prognosen über künftige Risikobereiche nutzt.
    Ein Blick in die Praxis: Dynamische Risikomodellierungen von Klimarisiken können strategische Entscheidungen – z. B. für die Standortwahl zur Errichtung/den Erwerb neuer Schlüsselstandorte – unterstützen.
  • Schließlich trägt KI dazu bei, mögliche Risiken zu überwachen, indem sie kontinuierlich nach potenziellen Risiken in der Umgebung sucht bzw. Alarme auslöst, wenn sie erkannt werden.
    Ein Blick in die Praxis: KI kann Daten über die Aktivitäten von Mitarbeitern in risikoreichen Umgebungen verarbeiten und analysieren. Das kann insbesondere für Umgebungen, in denen gefährliche oder tödliche Unfälle drohen, hilfreich sein, um die Sicherheit zu verbessern. KI-Algorithmen können Verhaltensmuster auswerten, die vor Unfällen festgestellt werden. So lassen sich Vorhersageszenarien durchführen, die Sicherheitsverfahren verbessern und Vorfälle verhindern.

Datenqualität ist „key“

Während KI-Systeme in der Lage sind, komplexe Datenmuster zu erkennen und zu verarbeiten, sind ihre Ergebnisse nur dann vollständig nachvollziehbar und valide, wenn sie auf eine hochwertige, korrekte und aussagekräftige Datenbasis zurückgeführt werden können.
 
Die Verifizierung von KI wird die künftige Herausforderung für den Risikomanager sein, da KI-Systeme auch sehr komplexe und undurchsichtige Entscheidungen treffen können. Folgende 6 Punkte sollten unbedingt beachtet werden, um KI-Daten zu verifizieren und richtig zu interpretieren:

  • Überprüfen der Datenqualität:
    KI-Systeme sind nur so gut wie die Daten, auf denen sie trainiert werden. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Daten, die zur Erstellung der KI-Modelle verwendet wurden, qualitativ hochwertig sind und frei von Verzerrungen oder Manipulationen.
  • Überprüfen der Trainingsprozesse:
    Es ist wichtig zu verstehen, wie KI-Modelle trainiert und welche Parameter verwendet wurden. Das trägt dazu bei, die Integrität der Modelle zu gewährleisten.
  • Testen der KI-Modelle:
    Das Testen auf verschiedenen Datensätzen kann die Genauigkeit und Vorhersagefähigkeit des Modells bestätigen.
  • Verwenden von Erklärbarkeitsmethoden:
    Wenn KI-Modelle undurchsichtig sind, können Erklärbarkeitsmethoden, wie beispielsweise Entscheidungsbäume, verwendet werden, um die Entscheidungen der Modelle zu visualisieren und zu verstehen.
  • Verifizieren der Ergebnisse:
    Die Ergebnisse der KI-Modelle sollten regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Modelle weiterhin korrekt arbeiten und Änderungen in Geschäfts­prozessen oder Daten berücksichtigt werden.
  • Überprüfung durch unabhängige Experten:
    Schließlich kann es sinnvoll sein, den Einsatz von KI-Modellen von unabhängigen Experten überprüfen zu lassen, um die Genauigkeit und Integrität der Modelle zu bestätigen.

Fazit

Für den Risikomanager sind KI-Systeme mittlerweile ein wichtiges Instrument in seiner Toolbox, das ein wirksames, effizientes Risikomanagement unterstützt. Es ermöglicht ihm schneller und präziser zu handeln, Risiken zu identifizieren und zu bewerten, bevor sie sich zu einer potenziellen Bedrohung entwickeln. Darüber hinaus muss er in der Lage sein, die Ergebnisse der KI-Systeme zu verstehen und zu interpretieren, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse nachvollziehbar sind.
 
Die Versicherungsbranche – und hier speziell die Rückversicherer mit ihren F&E Aktivitäten – zählt zu den Branchen, die auf KI setzen und darin ein enormes Potenzial erkannt haben.
 
Durch KI-unterstützte Datenanalysen werden Versicherer und ihre Kunden ein wesentlich tieferes Verständnis der Risiken entwickeln, so dass diese effektiver verringert oder ein Stück weit über neue Versicherungslösungen abgesichert werden können, egal ob im Bereich von Naturkatastrophen, im Gesundheitsbereich oder im Zusammenhang mit Finanz-, ESG- oder geopolitischen Risiken.

Michael Brunner

Johannes Vogl

General Manager GrECo Risk Engineering

T +43 5 04 04 – 160

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Unsere KI kann Risiken vorhersagen

Lieferkettenausfälle, Nachhaltigkeit, Daten-Analytics & KI: Lisa Smith, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Prewave, einer KI-basierten Supply-Chain-Intelligence-Plattform, im Gespräch mit Krystle Lippert, Strategic Sales Managerin bei GrECo.

Lippert: Du hast Prewave bereits 2017 auf Basis eines Prototypen gegründet, den du im Zuge deiner Doktorarbeit an der Technischen Universität Wien entwickelt hast. Wie kam es dazu, dass du dir damals schon Gedanken zu Themen gemacht hast, die heute aktueller sind denn je? Ich denke da an Lieferkettenausfälle, Nachhaltigkeit, Data-Analytics und Künstliche Intelligenz (KI).

Smith: Im Rahmen meiner Forschung an der TU Wien erkannte ich, dass es eine große Herausforderung für das Lieferkettenmanagement ist, sich der Ereignisse aller Lieferanten bewusst zu sein. Risiken aber auch Disruptionen wie Feuer, Menschenrechtsverletzungen oder Umweltverschmutzung bleiben oft unerkannt.

Die Arbeit an technisch komplexen Projekten wie der Verarbeitung natürlicher Sprache hat gezeigt, dass es eine Vielzahl digitaler Datenquellen gibt, die uns helfen können, Einblicke in das globale Geschehen zu gewinnen. Das brachte mich auf die Idee, die neu gewonnenen Daten zu nutzen, um Risikoereignisse in der Lieferkette aufzuspüren und Vorhersagen über künftige Ergebnisse zu treffen. In meiner Dissertation beschäftigte ich mich fünf Jahre lang damit, bis ich schließlich mit Harald Nitschinger die Firma Prewave gründete.

Lippert: Eure Kerntechnologie, die Prewave Prediction Engine, ermöglicht es, Risikoereignisse auf globaler Ebene zu erkennen, Tage und manchmal sogar Wochen bevor sie eintreten. Kannst du uns Beispiele nennen, wie ihr Kunden dadurch einen Vorteil verschafft habt? Woher kommen die Daten und wie lernt eure KI, relevante Informationen zu unterscheiden und zu filtern?

Smith: Der Kern unserer Technologie ist unser Monitoring. Durch das kontinuierliche Beobachten einer Vielzahl von Datenquellen erkennen wir Risikoereignisse, die Lieferanten betreffen. Unsere KI ist speziell darauf ausgerichtet, solche Ereignisse richtig zu verstehen und einzuordnen. Ein Streik kann auf Englisch z. B. Streik bedeuten, aber auch ein Blitzeinschlag – und genau hier erkennt unsere KI anhand des Kontextes, wann ein relevantes Risiko besteht. Oftmals lassen sich Risiken anhand von verschiedenen Indikatoren auch vorhersagen. Bei einer Insolvenz gibt es beispielsweise schon sehr früh Anzeichen, die man aufgreifen kann.

Unsere Technologie nutzen wir auch, um komplexe Lieferketten im sogenannten Tier-N-Monitoring zu scannen. Dadurch können nicht nur Risiken in der tieferen Lieferkette erkannt, sondern auch Abhängigkeiten aufgedeckt werden. Zu Beginn des Ukraine-Konflikts konnten wir so die indirekten Abhängigkeiten der Lieferanten unserer Kunden aufzeigen und ihnen ermöglichen, systemische Risiken zu vermeiden.
Aktuell bietet Prewave eine umfassende Dienstleistungspalette an, die auf verschiedene Geschäftsbereiche angewendet werden kann. Unser Fokus liegt dabei auf Nachhaltigkeit und ESG, mit dem Ziel, Störfälle und finanzielle Risiken zu identifizieren und unseren Kunden zu helfen, die Gesetze einzuhalten.

Mithilfe von Lieferantenlisten, die unsere Kunden bereitstellen, können wir die Lieferantenbasis rückwirkend und in Echtzeit bewerten, kritische Lieferanten identifizieren und feststellen, wo Maßnahmen gesetzt werden müssen. Wir haben eine Komplettlösung bis hin zur Berichterstattung an das BAFA geschaffen, die auch für alle zukünftigen Gesetzgebungen angepasst wird. Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden sich sicher fühlen, um sich auf den Erfolg ihres Unternehmens konzentrieren zu können. Mit anderen Worten: Prewave kann Lösungen zur Risikominderung für Unternehmen jeder Branche anbieten.

Lippert: Welche Herausforderungen bzw. künftige Innovationen werden das Lieferkettenmanagement in den nächsten Jahren prägen und welche Rolle kommt der KI dabei zu?

Smith: Was sich heute schon abzeichnet, ist der Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Gesetze wie das LkSG (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) entstanden letztendlich aus dem Bedürfnis der Konsumenten nach fairer und nachhaltiger Geschäftspraktik. Diese Welle wird auch weitere Kreise im Rest der Welt ziehen, und das Thema Nachhaltigkeit wird an Bedeutung gewinnen. Die Stärke der KI liegt vor allem darin, riesige Datenmengen schnell durchforsten zu können, was gerade im Procurement und Supply Chain Bereich unerlässlich ist. Bei Großkonzernen, die häufig über 50.000 Lieferanten haben, ist die Beobachtung ohne KI einfach undenkbar. Prewave verfolgt hier entschlossen und leidenschaftlich das Ziel, die Lieferketten von morgen transparenter, widerstandsfähiger und nachhaltiger zu machen. Das ist unsere Mission seit unserer Gründung im Jahr 2017.

Krystle Lippert

Krystle Lippert

Strategic Sales Manager GrECo International AG

T +43 664 962 40 37

Ante Banovac, GrECo Head of Group Sales & Market Coordination

Lisa Smith

Geschäftsführerin Prewave

T +43 1 30 50 743

Dr. Lisa Smith ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Prewave, einer globalen, KI-basierten Supply-Chain-Intelligence-Plattform. Sie promovierte 2017 in Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Wien. Ihre Forschung führte zu dem Spin-off Prewave, das sie 2017 gemeinsam mit Harald Nitschinger gründete. Ihre Mission lautet: Die Lieferketten von Morgen transparenter, resilienter und nachhaltiger zu machen.

Prewave

Prewave läutet eine neue Ära der Transparenz, Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit ein. Mit dem Ziel, Lieferketten zu verbessern, nutzt Prewave öffentlich verfügbare Daten aus lokalen Nachrichten, sozialen Medien und anderen Datenbanken, um indirekte Lieferanten aufzudecken und so Risiken zu erkennen und aufzuzeigen. Prewaves KI-Algorithmus analysiert Quellen in mehr als 50 Sprachen und über 140 Risikokategorien, um sicherzustellen, dass keine Störung unbemerkt bleibt. Prewave deckt dabei den kompletten Lieferketten-Risiko-Lebenszyklus ab und ermöglicht es Unternehmen, die Anforderungen von Gesetzen wie etwa dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz einfach und effizient umzusetzen.

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Mehr Sicherheit in Beschaffung und Logistik für die Donau Chemie

DonauChemie-Pischelsdorf-Industriepark

Krystle Lippert spricht mit Dr. Gerald Dums, Leiter des technischen Einkaufs & Logistik der Donau Chemie AG. Das Unternehmen aus Wien gehört zu den größten Chemieunternehmen im Bereich der Herstellung und Distribution von Grundchemikalien wie z. B. Chlor, Natronlauge, Salzsäure, Schwefelsäure und Kalziumkarbid, der Herstellung von anwendungspezifischen Mischungen und die Herstellung und den Vertrieb von Aktivkohlen. Donau Chemie Produkte stecken vor allem in Kosmetik, Haushalt und Technik.

Die vergangenen Jahre haben auch die Schattenseiten der Globalisierung spürbar vor Augen geführt, die uns lange Zeit ein stabiles Wirtschaftswachstum beschert hat. Die Folgen der negativen Ereignisse sind Handelsströme bzw. Lieferketten, die unterbrochen werden, Staus bei Aufträgen, steigende Energie- und Transportkosten etc.  Egal ob die Ereignisse der letzten Jahre oder die aktuellen geopolitischen Entwicklungen, wie der Ukrainekrieg; Nearshoring und „Glokalisierung“ rücken immer mehr in den Vordergrund.

Lippert: Die Donau Chemie hat den Trend bereits lange vor dem Anfang der Pandemie und dem damit verbundenen Anfang der Lieferkettenproblematik erkannt und in Pischelsdorf bereits 2019 mit dem Spatenstich für eine neue Anlage zur Erweiterung ihres Produktportfolios begonnen. Hier ist Europas erste Produktionsanlage zur Herstellung von Amidosulfonsäure entstanden. Wie kam es zu dieser Entscheidung und welche Rolle spielt dabei die Überlegung kurzer Einkaufs- und Vertriebswege?

Dums: Kurze Liefer- und Vertriebswege und somit die Nähe zum Kunden sind für uns als DC ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Neben der Qualität und Verfügbarkeit unser Produkte gehören aber auch die persönliche Betreuung, kurze Reaktions- und Lieferzeiten sowie eine hohe Verlässlichkeit zu den Säulen unseres Erfolges und werden von unseren Kunden sehr geschätzt. Aufgrund unserer „Kundennähe“ wurde erkannt, dass der Markt Amidosulfonsäure nicht in Europa erwerben kann und auf Lieferungen aus Asien angewiesen ist. Dies war Auslöser für weitere Recherchen bzgl. einer Realisierung am Standort in Pischelsdorf. Die gute Verfügbarkeit der Rohstoffe und die perfekte Möglichkeit der Lagerung und des Vertriebes vom Standort in Niederösterreich beeinflussten die Machbarkeitsstudie positiv.
 
Lippert: Nachdem es für diesen Kernprozess noch keine vergleichbaren Anlagen in Europa gab, muss der Zulauf ihrer Kunden in Zeiten der Pandemie groß gewesen sein, nachdem vor allem China bis heute mit Lock-Downs kämpft? Welche Rolle spielt für ihre Kunden Einkaufs- und Logistik-Resilienz?
 
Dums: Schon während der Machbarkeitsstudie vor der Corona Pandemie erhielten wir von den potentiellen europäischen Kunden positive Signale und Rückmeldungen zu unserer Idee eine Amidosulfonanlage in Pischelsdorf zu errichten. Mehr Flexibilität durch kürzere Lieferzeiten, eine höhere Versorgungssicherheit, keine Qualitätseinbußen durch lange Seetransporte und rasche Verfügbarkeit spielten neben einer hohen Produktqualität und den immer mehr an Bedeutung gewinnenden ökologischen Aspekten in den Augen der potentiellen Kunden eine entscheidende Rolle. Ein zusätzlicher, europäischer Anbieter erhöht natürlich die Einkaufs- und Logistik-Resilienz der Kunden. Dies zeigte sich leider während des Lock-Downs auf dramatisch negative Weise. Ware war innerhalb weniger Tage nicht mehr verfügbar, Transportmittel Mangelware, Häfen verstopft, Transportwege gesperrt.  Kunden suchten verzweifelt und zum Teil vergeblich nach Ware bzw. Transportmöglichkeiten. Die Preise für das „weisse Pulver“ schossen in wenigen Wochen durch die Decke. Schaffung von Einkaufs- und Logistik-Resilienz war plötzlich wieder in aller Munde. Das Aufzeigen gewisser Abhängigkeiten von Produzenten und Logistikströmen unterstrich nochmals unsere Entscheidung die einzige Amidosulfonsäureanlage in Europe – in Österreich – zu planen und zu bauen.
 
Lippert: Was erleben Sie im internationalen Wettbewerb mit asiatischen Anbietern? Wie wird kurzfristige Verfügbarkeit vs. Preis von ihren Kunden bewertet?
 
Dums: Die Pandemie-Krise und der Ukraine-Russland Konflikt zeigen, dass die globalen Warenströme rasch ins Stocken geraten und somit existentielle Krisen bei den Kunden entstehen können. Ausgehend davon, dass auch mittelfristig diverse Krisen die Weltwirtschaft entscheidend beeinflussen bzw. Preise diktieren sind kurze Lieferwege und stabilere (europäische) Rahmenbedingungen in den Betrachtungsfokus der Kunden gerückt. Mit dem Vorteil als lokaler Produzent konnten wir auch unter den erschwerten Rahmenbedingungen unsere Kunden weiterhin mit wichtigen Industriechemikalien versorgen. Produktpreise spielen natürlich eine Rolle – aber verlässliche Qualität, Versorgungsicherheit, Flexibilität und kurze Lieferwege sind verstärkt Entscheidungsfaktoren der Kunden.
 
Lippert: Beim GrECo Risikotag haben wir gehört, dass laut Logistikexperten davon auszugehen ist, dass die Komplexität der Lieferketten einen Peitscheneffekt verursachen wird. Sehen Sie das ähnlich?
 
Dums: Ja, das sehe ich genauso. Die vorherrschende Komplexität und Abhängigkeit in der globalen Produktions- und Transportwirtschaft funktioniert nur bei optimalen Rahmenbedingungen – Abweichungen in diesem Systems, egal in welche Richtung, schlagen auf allen Ebenen durch. Die Folgen sind gerade jetzt sichtbar und werden wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren noch für einige Überraschungen sorgen. Planung, Transparenz, Implementierung resilienter Systeme gepaart mit weitsichtiger Managementqualität können hier sicherlich weiterhelfen.
 
Lippert: Ist dieses Verhalten eine wirkliche Entscheidung der Kunden oder auch gesteuert durch die Politik, wenn man sich vor Augen hält, dass die Globalisierung und die Suche nach immer günstigeren Alternativen über der heimischen Wertschöpfung und kurzen Lieferwegen lag?
 
Dums: Die Grundsätze der freien Marktwirtschaft und die Globalisierung haben sicherlich zum Wohlstand unsere Gesellschaft beigetragen und somit ihre Berechtigung und Gültigkeit. Eine kritische Begutachtung, Beurteilung und Anpassung zur Lösung der globalen existentiellen Überlebens-Krisen und somit zur Sicherung unseres Planeten wäre wünschenswert und meine Meinung auch längst fällig. Politische Entscheidungsträger sind wesentliche Weichensteller für unseren zukünftigen Lebens- und Wirtschaftsraum. Schaffung eines langfristigen, nachhaltigen Wohlstands muss unser gemeinsames Ziel sein – Neustrukturierungen von Wirtschaftsräumen, Transportwegen und Lieferketten können hier einen wesentlichen Beitrag leisten. Unsere Projekt Amidosulfonsäureanalge ist dazu ein sehr gutes Beispiel.

DonauChemie-Brueckl

Donau Chemie in Brückl, Kärnten

Lippert: Plant die Donau Chemie in Hinblick auf die Energiekrise in Europa auch neue Fabriken an neuen Standorten, bzw. ist es attraktiv, weiterhin in Europa zu produzieren?
 
Dums: Die Donau Chemie Gruppe setzt auf organisches Wachstum. Darüber hinaus evaluieren wir Möglichkeiten zur Erweiterung unseres Portfolios, wie zuletzt mit der Amidosulfonsäureproduktion, die wir nach Europa zurückgebracht haben, oder aber zur Erschließung neuer Märkte. Allein in den letzten zwei Jahren wurden rund 35 Millionen das Werk in Brückl/Kärnten investiert. Es wurde ein neues Distributionslager samt Abfüllung errichtet, dazu kommen eine neue Synthese mit Wärmeauskoppelung und eine Salzaufbereitung für solargetrocknetes Meersalz.

Über Donau Chemie:

Das in Wien ansässige Unternehmen zählt zu den größten im Chemiesektor. Es produziert und vertreibt Basischemikalien wie Chlor, Natronlauge, Salzsäure oder Calciumcarbid, stellt anwendungsspezifische Verbindungen her und produziert und vertreibt Aktivkohlen. Die Produkte der Donau Chemie finden sich vor allem in Konsumgütern aus den Bereichen Kosmetik, Haushalt und Technik wieder.

Dr. Gerald Dums

Leitung technischer Einkauf und Logistik Donau Chemie AG

Krystle Lippert

Krystle Lippert

Strategic Sales Manager GrECo International AG

T +43 664 962 40 37

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Stürmische Zeiten für betriebliche Vorsorgekassen

BVK Studie

Angriffskrieg in der Ukraine, teure Energiekosten, hohe Inflation – 2022 war ein Jahr im Krisenmodus. Das haben auch die betrieblichen Vorsorgekassen deutlich zu spüren bekommen. 2023 wird eine bessere Performance erwartet. 

Die betrieblichen Vorsorgekassen haben ein stürmisches Jahr hinter sich, das allerorts seine Spuren hinterlassen hat. Minus 7,73 % beträgt der durchschnittliche Performancewert aller betrieblichen Vorsorgekassen für das Jahr 2022. Die Performance-Bandbreite reicht dabei von minus 4,67 % bis minus 10,45 %.  Die Gründe für das schlechte Abschneiden sind vielfältig und haben sich bereits kurz nach Jahresbeginn abgezeichnet.  

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine startete am 24. Februar 2022. Ein baldiges Ende ist nicht in Sicht. Die Energieversorgung ist 2022 nicht nur für Gaskunden sondern für alle sehr teuer geworden. Die US-Zentralbank “Federal Reserve” (FED) machte 2022 ihre Ankündigung wahr und führte in einem ungewohnten Tempo – wie wir es seit den 1970-er Jahren nicht mehr erlebt haben – mehrere Zinserhöhungen durch. Die Europäische Zentralbank (EZB) folgte zeitlich verzögert und in abgeschwächter Form. Mit den Zinserhöhungen ist es der EZB bislang jedenfalls nicht gelungen, die Inflation in den Griff zu bekommen. Diese ist nach wie vor hoch und wird es nach Einschätzung von Experten bis auf weiteres bleiben.

Wie lange noch im Krisenmodus?

All diese Ereignisse haben 2022 dazu geführt, dass sowohl die Aktienmärkte als auch die Anleihenmärkte eingebrochen und die Kurse gefallen sind. Die Asset Manager in den betrieblichen Vorsorgekassen mussten sich anstrengen, um Alternativen zu finden, der gesetzliche Rahmen dafür ist allerdings sehr eng: Investitionen in Rohstoffe und Immobilien sind für Vorsorgekassen regulatorisch bedingt nur beschränkt möglich. So schaffte es keine einzige, 2022 positiv abzuschließen.

Ausblick für 2023

Das Jahr 2023 hat besser begonnen als vielfach erwartet. Die Rezession ist ebenso ausgeblieben wie die in den Raum gestellte Rationierung von Gas. Durch Chinas Abkehr von der Null-Covid-Politik verflüchtigt sich auch die Angst vor Lieferkettenausfällen. Das führt in Summe aktuell zu einer durchwegs optimistischen Stimmung. Für die vielen Babyboomer, die bald in Pension gehen, bleibt zu hoffen, dass die Vorsorgekassen im laufenden Jahr wieder schwarze Performancezahlen schreiben. Diese Hoffnung wird auch von den Kassen geteilt und als realistisch eingeschätzt.

Packen wir´s gemeinsam an!

Egal wie es weitergeht, die finanzielle Vorsorge – ob betrieblich oder privat – bleibt im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit. Das Team der GrECo Health & Benefits Abteilung nimmt sich gerne Ihrer Vorsorge an und steht Ihnen bei jeder Wetterlage – ob es stürmt, schneit oder die Sonne scheint – zur Seite.

Aufgepasst:

Die Marktstudie »Konzessionierte betriebliche Vorsorgekassen«  mit einem umfassenden Marktüberblick, einem Vergleich der Performances, Services, Garantien, Kapitalausstattung, Gewinnbeteiligung und der Volatilität wird von GrECo fortlaufend jedes Jahr erstellt und kann unter der Mail-Adresse health.benefits@greco.services kostenfrei als pdf-Datei angefordert werden.

Joachim Schuller

Competence Center Manager Health & Benefits

T +43 664 962 39 11

Heimo Jantscher

Competence Center Manager Health & Benefits

T +43 664 96 24 014

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