Lisbeth Lorenz, Group Practice Leaderin Credit & Political Risk bei GrECo, im Gespräch mit Prokuristin Sandra Irnberger, Head of Finance bei der SalzburgMilch, über die ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung, die große Bedeutung der Nachhaltigkeit und den Nutzen einer Kreditversicherung.

LORENZ: Konsumenten fordern mehr Nachhaltigkeit bei Produkten. Ökologische und soziale Belange werden wichtiger und eine immer engagiertere und kritischere Öffentlichkeit stellt das Nichteinhalten von ESG-Prinzipien ganz offen in Frage. Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und regionale Versorgung bei der SalzburgMilch?

IRNBERGER: Wir bieten hochwertige Milchprodukte mit einem starken Fokus auf Tierwohl und Nachhaltigkeit an. Die Basis dafür sind unsere Bauernfamilien – überwiegend kleine landwirtschaftliche Betriebe mit durchschnittlich weniger als 20 Milchkühen pro Hof. Weitblick, ressourcenschonendes Arbeiten und damit auch Nachhaltigkeit sind für uns eine gelebte Selbstverständlichkeit. Die wertvolle Arbeit unserer Bauernfamilien wird mit einem fairen und überdurchschnittlich hohen Milchpreis entlohnt. Als einer der größten Arbeitgeber des Landes Salzburg – wir stehen zur Gänze im Eigentum der regionalen Milchbauern – hat die SalzburgMilch eine große ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden und deren Familien, den Bauernfamilien sowie den Konsumenten. Eine kurzfristige Orientierung am schnellen Gewinn
wäre daher der falsche Weg. Wir wollen stattdessen unsere Milchkompetenz dauerhaft stärken und die Spezialmilchstrategie weiter ausbauen. Unseren Mitarbeiter*innen bieten wir einen krisensicheren
Arbeitsplatz mit vielen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie umfassenden Sozialleistungen.
 
Ökologische Verantwortung ist für die SalzburgMilch überdies kein leeres Versprechen, sondern eine aktiv gelebte Überzeugung mit konkreten Handlungskonsequenzen. Ein übergeordnetes Ziel von uns ist es, den CO2-Fußabdruck des Unternehmens stetig zu verringern und alle Produktionsstandorte bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu betreiben, ohne dabei Kompensationen vornehmen zu müssen. Mit ambitionierten Maßnahmen setzen wir Schritte, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, etwa mit Salzburgs größter Aufdach-Photovoltaikanlage am Standort Lamprechtshausen oder mit der Unterstützung von Klimaschutzprojekten zur Kompensation von nicht vermeidbaren CO2-Emissionen, wodurch die Käserei in Lamprechtshausen übrigens komplett klimaneutral ist.

LORENZ: Die Vereinten Nationen haben 17 politischen Ziele definiert, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Wie sieht Ihr Beitrag zu den Sustainable Development Goals (SDG) aus.

IRNBERGER: Wir orientieren uns im Rahmen unserer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie an den SDGs,
aber nicht alle 17 SDGs sind für uns gleichermaßen relevant. Zu folgenden bestehen aufgrund unserer
Geschäftstätigkeit und Nachhaltigkeitsstrategie die meisten Anknüpfungspunkte:

Goal 2: Kein Hunger
Erhalt kleinbäuerlicher Strukturen durch Bezahlung eines fairen Milchpreises; Verstärkter Fokus auf ökologischer Landwirtschaft.
Goal 3: Gesundheit und Wohlergehen
Rolle als attraktiver Arbeitgeber ausbauen.
Goal 4: Hochwertige Bildung
Aus- & Weiterbildung der Nachwuchskräfte stärken; Förderung der Aus- & Weiterbildung unserer Mitarbeitenden.
Goal 6: Sauberes Wasser und Sanitärversorgung
Ressourceneffizientes Wirtschaften.
Goal 7: Bezahlbare und saubere Energie
CO2-Fußabdruck unseres Unternehmens sukzessive verringern.
Goal 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Kontinuierliches Umsatzwachstum anstreben; Unterstützung sozialer Projekte.
Goal 12: Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster

Pionierrolle der SalzburgMilch im Bereich des Tierwohls ausbauen; Einsatz von recyclingfähigen & nachhaltigen Verpackungen; Beitrag zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung.
 
LORENZ: Das Sortiment der SalzburgMilch reicht von der Milch über Natur- und Fruchtjogurts sowie Milchmischgetränke bis hin zu den verschiedensten Käsesorten. Welche Produktvorlieben stellen Sie am Markt fest?
 
IRNBERGER: Wir bieten ein sehr breites Sortiment an und decken damit so gut wie alle Segmente und Kundenbedürfnisse ab. Aufgrund unserer strategischen Positionierung als Spezialmilch-Molkerei bzw. -Käserei
bieten wir darüber hinaus auch eine große Auswahlmöglichkeit (= Produkte aus Heumilch, Biomilch oder
auch in Kombination mit besonderen Haltungsbedingungen). In unserem Heimmarkt in der Region sind wir der
Versorger mit Milchprodukten des täglichen Bedarfs. In Deutschland ist SalzburgMilch für die hohe Bio-Kompetenz – vor allem bei diversen Hartkäsesorten – bekannt.
 
Auch unsere besondere Schlagobers-Qualität ist weit über unsere Grenzen hinweg v.a. bei Spitzenköchen sehr
beliebt, so liefern wir beispielsweise bis nach Istanbul. In Italien überzeugen wir mit Pudding-Variationen. Entferntere Exportländer wie Zypern oder China und Korea setzen auf unsere haltbaren Produkte wie Bergbauern-Milch oder Milchdrinks für Kinder.
 
LORENZ: Die Corona-Krise hat alle Marktteilnehmer vor extreme Herausforderungen gestellt. Die Ukraine-Krise
hat die Situation noch verschärft. Der Beschaffungsmarkt für Roh-, Hilfs- u. Betriebsstoffe sowie Energie ist volatil und die Preise von Gas und Strom sind enorm gestiegen. Die Auswirkungen auf die Liquidität können unterschiedlich hoch sein bzw. zu möglichen Engpässen führen. Wie gehen Sie mit Ihrem Debitorenrisiko um?
 
IRNBERGER: Die Geschäftspolitik unseres Unternehmens ist, die Liquidität zu sichern sowie die Kreditrisiken
zu optimieren und dadurch die finanzielle Stabilität zu halten. Für die Absicherung des Auslandgeschäftes ist
uns dieser Grundsatz besonders wichtig, da die Exportquote bei ca. 48 % liegt. Im Hinblick auf das Ausfallsrisiko
und das Working Capital ist die Zahlungsart „offene Zahlungsbedingungen“ nicht die sicherste Zahlungsart.
Vorauskasse wäre besser in Bezug auf Zahlungsausfall und Absicherung von Working Capital, jedoch wird diese
Zahlungsvereinbarung von den meisten Kunden nicht akzeptiert und ist im internationalen Handel ein großer
Wettbewerbsnachteil für den Lieferanten. Die Akkreditive sind in der Abwicklung sowie Handhabung zu komplex, zu aufwendig sowie zu teuer und keine wirkliche Alternative zu einer Warenkreditversicherung.
 
LORENZ: Was ist aus Ihrer Sicht – neben der raschen Schadensabwicklung – der größte Nutzen einer Kreditversicherung?
 
IRNBERGER: Mit einer Kreditversicherung ist man gegen Insolvenz und Zahlungsausfall von Geschäftspartnern
versichert, was im internationalen Handel ein sehr großer Vorteil ist. Es geht nicht nur um wirtschaftliche
Risiken, es können auch andere Einflüsse wie z. B. Krieg, Devisentransfersperren etc. unkalkulierbare Faktoren sein. Daher ist es uns extrem wichtig, mit einer Kreditversicherung die Liquidität zu sichern, falls der Auftraggeber die offenen Rechnungen nicht mehr bezahlen kann oder andere Risiken eintreten.
Weiters unterstützt uns die Kreditversicherung bei der Bewertung unserer Kunden durch schnelle und hochqualitative Bonitätsprüfungen mit internationalem Marktwissen. Die Bonitätsbeurteilungen sowie
das laufende Monitoring machen das Risiko kalkulierbar. Sollte ein Schadensfall eintreten, wird die Liquidität des Unternehmens durch schnelle Entschädigungsleistungen aufrechterhalten.


 
Sandra Irnberger hat die Ausbildung zur akademischen Finanzmanagerin berufsbegleitend absolviert. Sie startete ihre Karriere im Bereich Finanz-Rechnungswesen in der Steuerberatungskanzlei/WP. Als Prokuristin in unterschiedlichen Positionen in Österreich und Deutschland konnte sie langjährige Erfahrung in den Bereichen Leitung Finanz-Rechnungswesen sammeln. Weiters verantwortete sie die Abwicklung sämtlicher Finanzgeschäfte bei nationalen sowie internationalen Unternehmen. Seit 2019 ist Sandra Irnberger als Head of Finance bei der SalzburgMilch GmbH tätig.

SalzburgMilch
Die SalzburgMilch startete 1931 als kleine Molkerei mit einer jährlich verarbeiteten Menge von 1,7 Millionen kg Milch und ist heute Österreichs drittgrößte Molkerei. Das Volumen der Milchanlieferung betrug 2021 rund 290 Millionen kg Milch, von denen 162 Millionen kg Spezialmilch-Sorten sind. Die Umsatzerlöse beliefen sich 2021 auf 245 Millionen EUR. SalzburgMilch zählt in der Branche zu den Top 4 Arbeitgebern und beschäftigt rund 400 Mitarbeitende.
www.milch.com

Sandra-Irnberger

Sandra Irnberger

Head of Finance SalzburgMilch

T +43 662 2455-126