Haben Sie sich schon einmal gefragt, was ein automatisiertes Versuchsfahrzeug im täglichen Einsatz erlebt? Welche Hürden es überwinden muss und welche Meilen­steine es bis heute erreicht hat? Wir haben das Versuchs- und Forschungsfahrzeug DigiTrans eVAN – ab Sommer 2023 als Digibus® 2.0 in der Gemeinde Koppl in Salzburg unterwegs – für ein (fiktives) Interview gewinnen können. Lesen Sie hier alles über die ersten Testkilometer im Pilotprojekt bis hin zur Zukunft des automatisierten Transportes und wie DigiTrans eVAN & Co künftig wertvolle Beiträge zur Mobilitätswende im Güter- und Personenverkehr leisten können. 

Spotlight: Als vollautomatisierter eVAN bist du noch eine Besonderheit auf Österreichs Straßen. Woher kommst du bzw. wie war dein Werdegang bisher? Wo liegen deine Kompetenzen und Stärken?

eVAN: Ich erblickte 2022 als 100 % Batterieelektrischer VW-e Crafter das Licht der Straße und wurde gleich von der DigiTrans GmbH gekauft. In weiterer Folge wurde ich zum Versuchs- und Forschungsfahrzeug für das automatisierte Fahren und Transportieren umgebaut. Das war aufregend, denn ich habe in dieser Zeit eine außergewöhnliche Wandlung durchlebt. Mein Innenraum wurde komplett zerlegt und in einen modernen Fahrgastraum für den automatisierten Personentransport umgestaltet. Zudem wurde ich mit zahlreichen Radar- und Lidar-Sensoren und Kameras sowie der dazugehörigen Hard- und Software bestückt. Mein Lenkantrieb funktioniert nun sowohl mit dem Lenkrad als auch über elektronische Signale und ich kann jetzt mit anderen Fahrzeugen und Infrastrukturelementen, wie z. B. Ampeln, kommunizieren.

Besonders stolz bin ich auf meine intelligenten Systeme, die es mir erlauben, auf Hindernisse und unvorhergesehene Situationen dynamisch und sicher zu reagieren. So kann ich unter Einhaltung der geltenden Verordnungen sowie aller Sicherheitsvorschriften und ethischen Anforderungen auch durch komplexe Verkehrssituationen navigieren.

Spotlight: Du wirst ab den Sommermonaten als Digibus® 2.0 in Salzburg unterwegs sein. Was ist deine Aufgabe und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?

eVAN: Ich werde in der Gemeinde Koppl als Digibus® 2.0 im regionalen Personennahverkehr im Einsatz sein. Verantwortet wird dieses Pilotprojekt von der Salzburg Research GmbH im Rahmen des europaweiten Forschungsprojektes SHOW „SHared automation Operating models for Worldwide adoption“.

In Koppl befahre ich dann als automatisierter Personen-Shuttle eine Wegstrecke von 1,7 km auf öffentlichen Landstraßen. Ich darf im Rahmen dieses Projektes Pendler, Tagesausflügler sowie Touristen automatisiert transportieren. Begleitet werde ich dabei von einem verpflichtenden Sicherheitsfahrer bzw. einer Sicherheitsfahrerin. Er oder sie überwacht meine Systeme und kann jederzeit in die Steuerung eingreifen.

Um andere Verkehrsteilnehmende oder Gefahrensituationen rechtzeitig zu erkennen, kann ich mithilfe von intelligenter Infrastruktur mit meiner Umgebung kommunizieren. Unterstützt werde ich auch durch eine umfassende Sensorik zur Umfeldwahrnehmung und Positionierung. Durch eine sehr genaue, digitale Karte der Umgebung habe ich ein exaktes Wissen über das Straßennetz. So kann ich ein sicheres Fahrvergnügen garantieren. Meine Fahrgäste sind mir ein besonderes Anliegen. Sie sollen sich sicher fühlen und Spaß dabei haben, mit mir unterwegs zu sein. 

Spotlight: Wo wirst du noch eingesetzt bzw. wer nimmt deine Hilfe in Anspruch?

eVAN: Ich bin sehr vielseitig. Man kann mich sowohl als Versuchs- und Forschungsfahrzeug auf abgesicherten Testgeländen nutzen als auch für den automatisierten Personen- oder Gütertransport einsetzen. Bei Bedarf befahre ich Stadt- und Landstraßen sowie Betriebsgelände, Logistikzentren oder Güterumschlagplätze.

Speziell im Gütertransport kann ich als automatisierter Logistik-Shuttle auf definierten und oft gefahrenen Routen den Menschen helfen, Zeit und Stress zu sparen, indem ich Waren automatisiert und sicher z. B. rund um die Uhr, also 24/7, zwischen zwei Logistik-Hubs transportiere.

Im Personentransport bin ich besonders daran interessiert, den Menschen den Alltag zu erleichtern und den Zugang zu flexibler und emissionsfreier Mobilität zu ermöglichen – vor allem im ländlichen Bereich, wo viele für die Fahrt zum Bahnhof auf das Auto angewiesen sind. Hier könnte ich in Zukunft auf der sogenannten „ersten und letzten Meile“ eine wichtige Zubringerfunktion übernehmen und dem Fahrermangel sowohl im Güter- als auch Personentransport entgegenwirken.  

DI Stefan Reisinger

Stefan Reisinger

Business Area Manager

T +43 732 60 46 59

DigiTrans stellt Know-how und Testinfrastruktur zur Verfügung und begleitet die Erprobung, Validierung, Forschung und Implementierung von automatisierten Nutzfahrzeugen und deren Anwendungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf automatisierten und autonomen Fahrzeugen und Fahrfunktionen sowie fahrerlosen Mobilitäts- und Transportsystemen im Bereich der kommunalen Dienstleistungen, der Logistik und des Schwerverkehrs.

www.digitrans.expert

Verwandte Beiträge

Mexiko, ein Land im wirtschaftlichen Höhenflug

Internationale Freihandelsabkommen, die Nähe zu den USA und gezielte Investitionen in Bildungs- und Struktur­programme bescheren in Mexiko vielen Branchen einen Aufschwung. Immer mehr Unternehmen denken mittlerweile darüber nach, ihre Produktionsstandorte von China nach Mexiko zu verlagern. Peter Weber Merkel liefert Innenansichten dazu.

Lesen Sie mehr …