Im Interview mit Mathias Leitner, Account Manager bei GrECo, berichtet André Stadler, Direktor des Alpenzoos, wie der Alpenzoo auf geopolitische Krisen, Seuchen und digitale Herausforderungen reagiert – und warum Stillstand keine Option ist.
Leitner: In den letzten 100 Jahren gab es einige bedeutende historische Ereignisse in Mittel- und Osteuropa. Wie hat sich Ihr Unternehmen an einige dieser Ereignisse angepasst und darauf reagiert?
Stadler: Der Ukrainekrieg und die damit verbundenen geopolitischen Folgen hatten einen Einfluss auf den Alpenzoo. Weniger auf den Betrieb selbst und seine Betriebsführung aber mehr auf die internationalen Kontakte im Naturschutz und der Verbandarbeit. Dieses resultierte in Hilfsaktionen für ukrainische Kollegen und verminderter Zusammenarbeit mit russischen Kollegen, da sie nicht mehr zu Tagungen etc. kommen konnten und ein Austausch von Tieren nicht mehr möglich war.
Leitner: Wenn Sie auf das vergangene Jahrhundert zurückblicken, was waren die bedeutendsten Herausforderungen im Bereich Risikobewältigung in Ihrer Branche und wie wurden sie überwunden?
Stadler: Innerhalb der Wohlfühlzone Natur- und Artenschutz gab es eine stete Weiterentwicklung, die ich sehr positiv sehe. Auch verstärkte Seuchenthematiken konnten durch eine gute Planung, Prophylaxe und ein Risikomanagement gut gemanagt werden. Allerdings sind geopolitische Herausforderungen immer mehr geworden auf die man nur reagieren als agieren kann.
Leitner: Welche bedeutenden Erfindungen gab es in den letzten 100 Jahren, die Ihre Branche revolutioniert haben?
Stadler: Für uns waren Zuchtbuchmanagement und bessere veterinärmedizinische Medikamente bedeutende Erfindungen.
Leitner: Wie hat sich der Ansatz Ihres Unternehmens zum Risikomanagement im Laufe der Jahre entwickelt und welche wichtigen Lektionen haben Sie aus vergangenen Erfahrungen gelernt?
Stadler: Gerade durch soziale Medien wurde das Thema Kommunikation immer wichtiger, aber mit dem Leitfaden „tue Gutes und sprich darüber“ konnte von Reagieren auf Agieren umgestellt werden.
Leitner: Was sind Ihre Vorhersagen für die zukünftige Risikolandschaft in Ihrer Branche und wie planen Sie, angesichts dieser Herausforderungen widerstandsfähig und innovativ zu bleiben?
Stadler: Stillstand ist Rückschritt! Aber durch die gute weltweite Vernetzung fühlen wir uns widerstandsfähig und ich bin überzeugt, dass Zoos Teil der Lösung und nicht des Problems bleiben.

André Stadler, Direktor des Alpenzoos Innsbruck
Über den Alpenzoo Innsbruck
Am Fuß der Nordkette, über den Dächern Innsbrucks, der Landeshauptstadt von Tirol, befindet sich der auf 750 m Höhe gelegene Alpenzoo. Auf etwas mehr als 10 ha (aktuell sind aber nur 5 ha erschlossen, eine Zooerweiterung fand 2022 statt) werden in naturnah gestalteten Gehegen, Terrarien und Aquarien etwa 2000 Alpentiere von rund 150 Arten gepflegt. Kein anderer Zoo der Welt zeigt eine derart vollständige Sammlung von Wildtieren aus dem Alpenraum. Dies ist nur ein Grund, weshalb hier eine Reihe von Welterstzuchten und bemerkenswerte Nachzuchterfolge gelungen sind.
Der Alpenzoo ist ein gemeinnütziger Verein, der die jährlichen Betriebsmittel (mit Unterstützung der Stadt Innsbruck und des Landes Tirol) überwiegend selbst erwirtschaftet. Die „Freunde des Alpenzoo“ als Förderverein, Sponsoren, Tierpaten und Spender tragen ebenfalls zur wirtschaftlichen Absicherung bei. Mit jährlich rund 300000 Besuchern ist der Alpenzoo die größte landeskulturelle Einrichtung Tirols. Als Arbeitgeber sichert er dauerhaft Arbeitsplätze für rund 30 MitarbeiterInnen.



